Büchertage: Der weite Weg der Kichererbsen
Erstmals ziehen auch Schüler in einer Lesekarawane durch die Stadt und machen dabei in einer Pizzeria Halt.
Burscheid. Schon die erste Station gerät zeitlich aus den Fugen. Als die Realschüler, eine Siebtklässlerin und 15 ausgeloste Sechstklässler, den Sitzungssaal des Rathauses erreichen, hören sie nicht nur zu, wie Bürgermeister Stefan Caplan aus Manfred Mais "Platz und Sieg für wilde Engel" vorliest. Sie haben auch gleich jede Menge Fragen mitgebracht: zur Bürgermeisterkette, den Lesevorlieben von Caplan und den bequemen Stühlen im Rathaus.
Als sich die Gruppe unter Begleitung von Büchereileiterin Barbara Hoevels, der Fördervereinsvorsitzenden Eva Scholand und Lehrerin Anne Elsweiler schließlich nach über einer Stunde an der Höhestraße loseist, steuert sie als Nächstes die Pizzeria Mama in der Hauptstraße an. Dort wartet schon Taner Efeoglu, Vorsitzender des Integrationsrates, auf sie.
In dem so ungewöhnlichen wie passenden Ambiente liest der Türke aus dem Kochbuch von Ghazi Abdel-Qadir die Geschichte von den drei Schmarotzern in Bagdad vor. Es geht um die Kochkunst der arabischen Länder, die vielen Begriffe für ein und dasselbe Gericht - und die Verbreitung der arabischen Speisen durch Pilgerreisen und Eroberungen. Die Kichererbsen der Geschichte beispielsweise verkauft Mehmet Özkan heute auch in seiner Burscheider Pizzeria als Falafel-Bällchen.
Weitere Stationen der ersten Lesekarawane für Kinder sind die Feuerwache an der Bürgermeister-Schmidt-Straße, wo Barbara Hoevels Passagen aus Cornelia Funkes "Tintenherz" liest, und schließlich die katholische Kirche, wo Gemeindereferentin Sabine Haas wegen der Zeitverzögerungen improvisieren muss und den möglichen Geschichten nachspürt, die über den Kirchenraum geschrieben werden könnten. Nach knapp dreieinhalb Stunden kehren die Realschüler wieder zur Bücherei zurück.
Mit der Lesekarawane und einer Parallelveranstaltung für Grundschulkinder in der benachbarten Evangelischen öffentlichen Bücherei haben die Burscheider Büchertage Fahrt aufgenommen. Am Samstag ab 14.30 Uhr geht es mit der schon bewährten Lesekarawane für Erwachsene weiter. Der Brückenschlag von den Großen zu den Kleinen war für Eva Scholand nur folgerichtig: "So wie die Eltern lesen, lesen auch die Kinder", verweist sie auf die Vorbildrolle der Erwachsenen.
Den Realschülern jedenfalls hat die Tour gefallen. Die Pizzeria hatten sie sich dabei selbst als Lesungsort gewünscht. Pizza und Bücher lassen sich schließlich annähernd gleich gut verschlingen.