Seit 50 Jahren schmelzen die Kunden für dieses Eis dahin
Eisdiele: Cordellas Tage in der unteren Hauptstraße sind gezählt. Mit einer Überraschungsparty wurde das Café gefeiert.
Burscheid. Vanille, Schokolade und Erdbeer - im Laufe der Jahre kamen eine Menge Sorten dazu. Heute bekommt man in dem Eiscafé an der Ecke nicht nur die gängigsten Eissorten, sondern auch solche mit Namen wie "Himmelblau" oder "Bacio".
Über 50 Jahre bekam man hier das wohl "beste Eis in ganz Burscheid". Doch nun soll das Haus samt Eisdiele an der Ecke Hauptstraße/Luisenstraße abgerissen werden. "Damit endet wahrlich ein Stück Burscheider Geschichte", sagte Bürgermeister Stefan Caplan. Traurige Gesichter blickten ihm während seiner Rede entgegen.
Hier und dort wurden Taschentücher gezückt und so manchem Auge entrollte eine Träne. Zwar läuft der Pachtvertrag noch bis Ende dieses Jahres und auch die Eisdiele hat noch bis Ende Oktober geöffnet, aber die Zukunft für das Café ist noch ungewiss. "Ein Stück der Identität dieser Stadt geht mit dem Ende dieser Eisdiele verloren", sagte Caplan.
Im Mai 1960 hatten Erminia Da Boit und ihr Mann Renato die Eisdiele an der Ecke eröffnet und mit ihrem Eis schnell die Burscheider Herzen erobert. "So etwas Leckeres hat man noch nicht erlebt", sagte man über Cordellas Eis. Für gerade mal zehn Pfennig bekam man in der Anfangszeit eine Kugel Eis. "Ich habe mir sagen lassen, dass die Kinder von den 20Pfennig für den Klingelbeutel oft die Hälfte einbehielten, um sich Eis kaufen zu können", schmunzelte der Bürgermeister und erntete dafür zustimmendes Kopfnicken.
Damit der Abschied nicht ganz so schwerfällt, wurde am Samstagnachmittag eine Überraschungsparty veranstaltet: Salvatore Turnaturi hatte gemeinsam mit Freunden der Familie die Party organisiert. Als Überraschungsgäste konnte er die in Italien lebenden Familienmitglieder präsentieren. "Damit hatte in der Eisdiele niemand gerechnet", freut sich der Initiator. "Als nacheinander Tochter, Onkel und Schwiegermutter das Café betraten, war die Freude riesig."
Eigentlich stammt die Familie aus Belluno, einer Vorstadt der Dolomiten. "Die meisten italienischen Eisdielen-Besitzer kommen aus dieser Region. Dort wurde das Eis erfunden", weiß Salvatore Turnaturi.
Die Kunst der Eisherstellung lernte man damals noch nicht in der Schule: "Durch Überlieferung wurden die Rezepte weitergegeben. So wurde uns beigebracht, wie Eis richtig gemacht wird", erklärt Giovanni Da Boit. Bevor sein Bruder Renato die Eisdiele in Burscheid eröffnete, sammelte Giovanni erste Erfahrungen in Wuppertal. "1964 bin ich dann auch nach Burscheid gekommen und habe den Eiswagen gefahren", erzählt er.
Beliebt war er vor allem bei den Kindern: Sehnsüchtig hätten sie im Sommer schon auf den kleinen Eiswagen gewartet. "Und am Ende der Saison habe ich die letzten Kugeln meist verschenkt", erinnert sich der 71-Jährige. "Darüber haben sich die Kinder am meisten gefreut." Er selbst mag so gut wie jede Eissorte. "Nur Joghurt nicht - alles andere schmeckt mir."