Bundesfreiwilligendienst Bufdis: Voller Einsatz für Flüchtlinge
Als eine der ersten Kommunen lässt Burscheid drei junge Freiwillige in der Flüchtlingsarbeit mithelfen. Sie ziehen eine erste, positive Bilanz.
Burscheid. Nach dem Jahr bei der Stadtverwaltung will Sören Lorenz ans Berufskolleg gehen, im Bereich Gesundheit und Soziales. Da ist der 18-Jährige sich mittlerweile sicher. Er ist einer von drei jungen Menschen, die im Herbst als Bundesfreiwilligendienstleistende (Bufdis) in Burscheid angefangen haben. Und zwar — und da ist Burscheid derzeit Vorreiter — bei der Flüchtlingsarbeit. Im Kreis beschäftigt aktuell lediglich die Gemeinde Overath einen Bufdi in der Flüchtlingshilfe.
Sören Lorenz unterstützt das Hausmeisterteam der Stadt. Gemeinsam mit den Profis besucht er die vier städtischen Unterkünfte und die 27 Privatwohnungen, in denen die 230 Asylbewerber leben. Und sie kümmern sich um alles, was im Haus so anfällt: verstopfte Abflüsse, kaputte Waschmaschinen oder Glühbirnen. „Ich mag den handwerklichen Teil sehr gerne, ich habe schon einiges Nützliches gelernt“, sagt Lorenz. „Aber vor allen Dingen ist der Austausch mit den Menschen etwas Schönes. Überall bekommt man einen Kaffee und einen Plausch angeboten, viele sprechen gut Englisch.“
Sechs Stunden arbeiten die Bufdis pro Tag. Zusätzlich zu der praktischen Arbeit gibt es Seminare, die den theoretischen Aspekt in dem freiwilligen Jahr bedienen sollen. Lorenz’ Bufdi-Kolleginnen sind die 19-jährige Birte Hedderich und die 20-jährige Luise Mühl. Beide haben im Sommer ihr Abitur gemacht und waren auf der Suche nach einer sinnvollen Tätigkeit vor der Berufsausbildung. Jetzt arbeiten sie gemeinsam im sozialen Bereich mit den Flüchtlingen.
„Ich habe wenig Lust gehabt, mich gleich nach dem großen Lernen für das Abi gleich wieder ins Lernen zu schmeißen“, erklärt Birte Hedderich. „Ich habe gezielt nach Möglichkeiten gesucht, um in der Flüchtlingsarbeit zu helfen, und bin dann auf die Stellenausschreibung der Stadt Burscheid gestoßen“, so die Bergisch-Bornerin.
Den Bundesfreiwilligendienst im Bereich der Flüchtlingsarbeit bietet die Stadt seit 2015 an. Marco Fuss, stellvertretender Amtsleiter für Sicherheit, Ordnung und Soziales, betreut das Programm. „Tatsächlich machen das noch nicht viele Kommunen“, sagt er, äußert aber auch sein Unverständnis darüber. „Gerade die Arbeit mit den Flüchtlingen fordert uns personell sehr. Da sind wir über die Unterstützung unserer Bufdis wirklich froh. Alle drei sind wahre Glücksgriffe.“
Birte Hedderich und Luise Mühl arbeiten unterdessen sehr selbstständig. Am 1. Oktober haben sie den einjährigen Dienst angetreten, jetzt leiten sie manche Kurse schon ohne die ausgebildeten Sozialarbeiter. Auch Hausbesuche machen die zwei zusammen. „Es ist noch besser, als ich es mir vorgestellt habe. Die Leute sind so freundlich und dankbar“, erzählt Luise Mühl. Sie und Birte Hedderich haben einen offenen Frauentreff ins Leben gerufen. Jeden Dienstag findet das Treffen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten statt. „Wir haben beispielsweise erfahren, dass einige Frauen sich für Make-Up interessieren. Also haben wir einen Nachmittag zu dem Thema veranstaltet und die Frauen waren begeistert.“
Birte Hedderich weiß es schon: Sie will später weiter mit Menschen zusammenarbeiten. Luise Mühl wird einen anderen Weg einschlagen: „Ich bin unheimlich froh über die Zeit hier und die tollen Erfahrungen, die ich sammele. Ich denke aber nicht, dass ich später im sozialen Bereich arbeiten werde.“ Die vielen Erfahrungen, die will auch Sören Lorenz nicht mehr missen. „Ich lerne viel, auch über Zwischenmenschliches. Letztens gab es einen Konflikt in einer Unterkunft, ein obdachloser Deutscher hat einen Asylbewerber mit Vorurteilen angegangen und heftig beschimpft. Der ist aber komplett ruhig und freundlich geblieben. Und am Ende gingen sie friedlich auseinander.“