Burscheid für neue Hausärzte gesperrt
Weil Burscheid neuerdings zu Leverkusen gezählt wird, gilt es als überversorgt.
Burscheid. Der Ärger um den gemeinsamen Notdienstbezirk im Nordkreis ist noch nicht verraucht, da zeichnet sich möglicherweise eine zusätzliche Diskussion um die ärztliche Versorgung in Burscheid ab.
Denn aufgrund der Umsetzung der Bedarfsplan-Reform im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein ist eine Neuansiedlung von Hausärzten in der Stadt vorerst ausgeschlossen.
Seit Januar ist eine bundesweit gültige Richtlinie dazu in Kraft. Erstmals wurden dabei für die Einteilung der hausärztlichen Versorgung Mittelbereiche gebildet, um möglichst kleinteilig über die Zulassung entscheiden zu können. Die Einteilung erfolgte durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung.
Burscheid ist dabei dem Rheinisch-Bergischen Kreis entzogen und Leverkusen zugeschlagen worden, das hausärztlich deutlich überversorgt ist. Durch die ab Juli gültige Umsetzung der Reform im Bereich der KV Nordrhein ist damit in der Folge die freie Niederlassung neuer Hausärzte auch in Burscheid unmöglich geworden.
Der neue Mittelbereich Leverkusen gilt mit einem derzeitigen Versorgungsgrad von 115,2 Prozent als gesperrter Bereich. „In diesen Bereichen können sich Hausärzte nur noch niederlassen, wenn sie eine frei gewordene Praxis übernehmen“, sagt KV-Pressereferentin Karin Hamacher.
Wäre Burscheid wie bisher weiter Teil des Rheinisch-Bergischen Kreises, würde eine Bewertung ganz anders aussehen. Denn die umliegenden Mittelbereiche gelten allesamt als hausärztlich unterversorgt. Leichlingen liegt bei 82,5 Prozent, Wermelskirchen bei 89,3 Prozent und Bergisch Gladbach (mit Odenthal, Kürten und Overath) bei 97,3 Prozent.
Während die KV Nordrhein also beispielsweise in Leichlingen noch Bedarf für fünf zusätzliche Hausarztstellen sieht, in Wermelskirchen für 4,5 und in Bergisch Gladbach (mit Odenthal, Kürten und Overath) für 13,5 Stellen, ist Burscheid wie Rösrath (dort durch die Angliederung an Köln) für Hausärzte gesperrt.
Für die allgemeine fachärztliche Versorgung, so Sprecherin Hamacher, gelten die neuen Mittelbereiche nicht. Dort bleibt es bei der Einteilung nach Kreisen und kreisfreien Städten. In Rhein-Berg ist noch Bedarf für Augenärzte (1,5), Hautärzte (1,0) und HNO-Ärzte (0,5). „Dabei können wir aber jetzt deutlicher Einfluss nehmen, wo sie sich niederlassen“, sagt Hamacher.
Die theoretische Möglichkeit, dass die KV auch frei werdende Praxen aufkauft, um eine regionale Überversorgung abzubauen, hält sie dagegen für unrealistisch. „In größerem Stil können wir das gar nicht leisten.“