Burscheider Tafel: Ausdrucksstarke Gesichter voller Lebensgeschichten
In der Burscheider Tafel sind Porträts der wöchentlichen Kunden zu sehen, fotografiert von Alexander Basta.
Burscheid. „Als ich das erste Mal zur Tafel gekommen bin, habe ich gleich gemerkt, in diesem Raum sind alle gleich“, sagt Fabian (16). Seine Mutter spricht von der Tafel als einer großen Familie. Beide holen hier einmal in der Woche Lebensmittel ab, um über die Runden zu kommen. Die nächsten Wochen blicken sie sich dabei auch selbst ins Gesicht.
Fabians Schwarz-Weiß-Porträt hängt zwischen Aufnahmen seiner Mutter und seines Onkels. Die Aufnahmen sind Teil der Ausstellung „Menschen — Die Würde des Menschen ist unantastbar“ des Düsseldorfer Fotografen Alexander Basta. Der renommierte Werbe- und Magazinfotograf war dafür im Frühjahr zweimal nach Burscheid gekommen, um Tafelkunden zu porträtieren.
Entstanden war die Idee im Zuge seiner Ausstellung „Credo“, die vor einem Jahr in Altenberg gezeigt wurde. Darin hatte Basta Düsseldorfer Wohnungslose porträtiert. Dagmar Zimmer vom Tafel-Vorstand, BV-Fotografin Barbara Sarx und Bürgermeister Stefan Caplan konnten Basta mit finanzieller Unterstützung der Burscheid-Stiftung für das neuerliche Projekt gewinnen.
Ein Gewinn ist auch das Ergebnis — weil es dem Fotografen in seinen ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Aufnahmen gelingt, den Blick von gesellschaftspolitischen Schubladen auf Einzelschicksale zu lenken. Nicht mehr die Gedankenwelt von sozialer Armut, Hartz IV und Arbeitslosigkeit bestimmt den Raum, sondern die Lebensgeschichten, die in den prägnanten Gesichtern zum Ausdruck kommen.
Die Models gucken misstrauisch, melancholisch, verschmitzt, selbstbewusst, müde oder kämpferisch — und Bastas Annäherung gibt ihnen dabei jene Würde zurück, die jedem Leben zu eigen ist, unabhängig von seinen Erfolgen oder Niederlagen. Die Aufnahmen klagen nicht an und sprechen nicht frei, sie lassen einfach erzählen. Darin liegt ihre Stärke.
Und Fabian erzählt am Rande der Ausstellung von seinen Zukunftsplänen. Der Realschüler will aufs Berufskolleg gehen, später Sozialpädagogik studieren — und der Tafel verbunden bleiben. „Ich habe schon gefragt, ob ich hier mal ein Praktikum machen kann.“
alexanderbasta.de