Das Duell der Nachwuchspolitiker

Burscheid. Sie sind die jüngsten Kandidatinnen ihrer Parteien - und treten am 30. August im Wahlbezirk I gegeneinander an: Nadine Schwarz (CDU) und Heike Engels (SPD).

Der BV stellt beide vor.

Wenn es allein nach dem Optimismus der Kandidatin ginge, wäre die Wahl bereits entschieden. "Ich bin sicher, dass wir gewinnen", sagt Heike Engels im Brustton der Überzeugung. Eine Niederlage ist für sie undenkbar: "Darüber mache ich mir keine Gedanken."

Um ihr Ziel zu erreichen, überlässt die 18-jährige Gymnasiastin, die im nächsten Jahr Abitur machen will, nichts dem Zufall. Mit Hausbesuchen will sie versuchen, die Wähler von sich und der SPD zu überzeugen. "Es ist wichtig, dass die Leute die Person kennen lernen, die sie wählen sollen. Ich versuche, so viele Menschen wie möglich zu erreichen." Ihre Konkurrentin um das Ratsmandat hat die 18-jährige erst einmal getroffen: "Da kam sie ganz sympathisch rüber."

Politik spielt im Leben von Heike Engels schon länger eine Rolle. Über die Mitarbeit im Burscheider Jugendparlament stieß sie zu den Jusos, der Jugendorganisation der SPD. Sie ist Beisitzer im Ortsvereinsvorstand der Sozialdemokraten und Sachkundige Bürgerin im Kultur- und Sportausschuss. Für sie ein selbstverständliches Engagement: "Politik geht jeden etwas an. Ich mache mit, damit ich meine Ideen einfließen lassen kann."

Eine dieser Ideen ist die Einführung einer kostenlosen Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung an den Burscheider Schulen. "Ich habe selber mal Nachhilfe gebraucht. Das ist viel zu teuer." Auch die Forderung nach einer Burscheider Gesamtschule mit gymnasialem Zweig unterstützt sie: "Ich bin von der Realschule aufs Gymnasium in Leverkusen gewechselt. Es wäre schöner gewesen, wenn ich in Burscheid die Schule hätte zu Ende machen können."

Ihr jugendliches Alter sieht Heike Engels als Vorteil: "Da ich selber noch zur Schule gehe, bekomme ich die Probleme der Jugend einfach besser mit als andere." Dennoch hat sie manchmal noch ihre Probleme, sich an die komplizierten Abläufe und langsamen Entscheidungen in Verwaltung und Kommunalpolitik zu gewöhnen.

"Klar gibt es Dinge, die ihre Zeit brauchen. Aber vieles wird einfach zu lange herausgeschoben." Als Beispiele nennt sie die Diskussionen um das geplante Jugendzentrum und die Einführung der Nachtlinie. "Bis es so weit war, hat es leider sehr lange gedauert."

Es gibt wohl nur wenige Kandidaturen, die so nahe liegen, wie die von NadineSchwarz für den Stadtrat. Ihr bisheriger Werdegang wirkt, als sei er einempolitischen Bilderbuch entnommen: Mit 17 Jahren Eintritt in die Junge Union,mit 19 Wahl in den Vorstand, mit 20 Vorsitzende der größten politischenJugendorganisation der Stadt. Dazu seit Januar 2008 Mitglied desgeschäftsführenden Vorstands der Burscheider CDU.

Keine Frage: NadineSchwarz ist das, was man landläufig als politischen Menschen bezeichnet."Ich finde es wichtig, an der Gesellschaft teilzunehmen. Andere sind in derDLRG oder bei der freiwilligen Feuerwehr, ich bin eben in der Jungen Union",beschreibt die 22-Jährige ihre Motivation. Die weit verbreitetePolitikverdrossenheit bei ihren Altersgenossen kann Nadine Schwarz nichtnachvollziehen: "Ich bin der Meinung, dass man nicht in einer apathischenErwartungshaltung erstarren sollte, um darauf zu warten, was andere füreinen entscheiden."

Lieber nimmt sie ihre Belange selbst in die Hand.Wie auch bei ihrer Stadtratskandidatur. Zwar kamen die Verantwortlichen inder CDU von sich auf sie zu, doch schon im Vorfeld hatte die Umworbene klarzu verstehen gegeben, "Dass ich Interesse habe, das zu machen." Dennochsieht sie sich nicht als Polit-Junkie: "Politik ist zwar mehr als ein Hobbyvon mir, aber auch nicht mein Lebensinhalt. Ich will meine eigene Meinungbehalten."Falls sie gewählt wird, möchte sich Nadine Schwarz für "Die Belange derjungen Leute einsetzen."

Ihre Ziele: Ausbau und Sanierung der Grundschulen,eine größere Lobby für den Sport, die Förderung des Ehrenamts und einebessere Ausstattung für die Feuerwehr. Auch die Stadtverwaltung möchte sieumkrempeln. Bei einem Praxisjahr habe sie festgestellt, was besser werdenmuss: "Die Verwaltung sollte noch bürgernäher werden. Die Verwaltungsabläufemüssen transparenter, durchsichtiger für den Bürger werden."

Ob Nadine Schwarz in den Stadtrat einzieht, wird sich am 30. August zeigen.Den Wahlkampf will die Kandidatin zielstrebig, aber auch zurückhaltendgestalten. Hausbesuche wird sie keine machen: "Ich will mich niemandemaufdrängen. Ich würde auch nicht wollen, dass man bei mir sonntags vor derTüre steht."Das auch die SPD im Wahlbezirk I auf eine junge und unverbrauchte Kandidatinsetzt, nimmt Nadine Schwarz gelassen: "Ich stör' mich da gar nicht dran. DieHeike ist 'ne sympathische Person."

Ohnehin geht sie davon aus, dass das BfBin Person von Aki Papazoglou, der 2004 noch für die CDU den Bezirk gewonnenhat, der etwas härtere Kontrahent um das Direktmandat sein wird. "Früher wardas ein sicherer CDU-Wahlkreis. Diesmal wird es knapper werden. Ich bin aberganz optimistisch."Doch zur Sicherheit hat Nadine Schwarz auch schon mal durchdacht, waspassiert, wenn sie nicht gewinnen sollte. "Klar wäre ich enttäuscht undtraurig. Aber es wäre nicht der Weltuntergang. In fünf Jahren ist ja dienächste Wahl."