Der mit den Huskys tanzt
Bei Goetze hat er einst gelernt und gearbeitet. Jetzt wohnt Axel Zarbock (67) im kanadischen Fort St. John und lebt von seiner Rente.
Burscheid/Fort St. John. Als Axel Zarbock im Jahr 1967 nach Toronto (Kanada) auswanderte, war die Welt in Burscheid eigentlich in Ordnung für ihn. „Ich hatte einen sehr guten Job bei Goetze, ausreichend Geld, ein Auto“, blickt der 67-Jährige im Telefonat mit dem Bergischen Volksboten auf seine alte Heimat zurück. „Aber ich bin ein abenteuerlustiger Mensch. Und Kanada hat mich damals schon wahnsinnig interessiert.“
Mit seinem Freund Wilhelm Hambüchen (einem Bruder von Peter Hambüchen, der eine Kfz-Werkstatt in Burscheid hat) brach er als 20-Jähriger die Zelte in Burscheid ab und wanderte aus. Sein Geld verdiente er in dem Beruf, den er damals bei Goetze gelernt hatte: als Dreher. Glücklich war er damals aber in der Übergangsphase in sein neues Leben nicht. „Das war eine sehr einsame Zeit. Am Anfang konnte ich zudem kein Wort Englisch.“
Doch beides sollte sich bald ändern. Mitte der 70er Jahre erfüllte er sich seinen Lebenstraum: Mit zwei Geschäftspartnern erwarb er eine Ranch, direkt am historischen Alaska Highway gelegen, im nördlichen Herzen von Britisch Kolumbien. Als Manager eines riesigen Jagdgebietes und Buschpilot führte er abenteuerlustige Menschen in die Wildnis. Eine Marktlücke, die damals allerdings noch nicht viel Geld brachte. „Wir waren damals die ersten, die das mit Touristen gemacht haben — bis tief in die Berge hinein.“ Ständig war Zarbock in dieser Zeit in der Luft, um die Erlebnissuchenden in den Camps zu versorgen. „Das war alles sehr abenteuerlich“, erinnert er sich. „Starts und Landungen mussten häufig improvisiert werden und führten am Ausgangsort knapp unter Telefonleitungen hindurch.“ Die Touristen selbst lebten ein oder zwei Wochen in den Camps und zogen mit Reit- und Packpferden durch die ursprünglichsten Landschaften der Rocky Mountains.
Axel Zarbock, Auswanderer
1982 beendete Axel Zarbock die Fliegerei und seine Tätigkeit in dem Jagdrevier. Er zog nach Charlie Lake, einem kleinen Vorort von Fort St. John, ebenfalls in der Provinz Britisch Kolumbien. Zuvor hatte er bereits eine Familie gegründet. Um sie zu ernähren, machte er sich mit einem Lebensmittelgroßhandel selbstständig, den er vor sieben Jahren verkauft hat. Seitdem lebt er mit seiner Frau in Charlie Lake, seine beiden Söhne leben mit Enkelkindern in der Nähe und Wilhelm Hambüchen, mit dem er damals ausgewandert war, wohnt auf der selben Straße.
Einmal im Jahr zieht es den 67-Jährigen nach Burscheid. Der nächste Besuch in Hilgen bei seinem besten Freund aus der Kindheit, Michael Gries, ist für Februar oder März geplant. Auch hier wird er wieder genau das schätzen, was er damals in der Ferne gesucht hat: das Ursprüngliche. „Vieles ist in Burscheid noch wie es früher war. Man kann auf den Pfaden der Kindheit und Jugend wandeln“, sagt Zarbock, der eine Empfehlung hat für Menschen, die ebenfalls in die Ferne schweifen wollen. „Ich würde das immer wieder machen. Aber alleine auszuwandern, würde ich niemandem empfehlen.“