Lehrstellenmarkt „Die diesjährige Ausbildungsbilanz ist eine Momentaufnahme“
Köln · Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Köln, die Handwerkskammer zu Köln und die Agentur für Arbeit Köln haben gemeinsam eine vorläufige Jahresbilanz zum Kölner Ausbildungsstellenmarkt 2019/2020 gezogen.
Bei der Agentur für Arbeit meldeten sich im Laufe des Beratungsjahres erneut weniger Bewerber als im Vorjahr. Auch die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen nahm ab. Insgesamt 4758 gemeldete Bewerber bedeuten ein Minus von 725 Personen oder 13,2 Prozent gegenüber 2019. Die Anzahl der Ausbildungsstellen nahm mit 5760 Stellen um 1348 Stellen oder 19 Prozent ab. Damit kamen auf jede Ausbildungsstelle rechnerisch 1,21 Bewerber.
Am Ende des Berichtsjahres waren 725 Bewerber noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Das sind 222 Bewerber oder 44,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dem gegenüber standen zum Ende des Berichtsjahres noch 503 unbesetzte Ausbildungsstellen - 250 oder 33,2 Prozent weniger als im Vorjahr.
Berufsberatung
per Videochat
„Auf dem Ausbildungsmarkt sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren. Bedingt durch den Lockdown im Frühjahr sind viele Aktivitäten wie Ausbildungsmessen, Praktika oder Schulsprechstunden der Berufsberatung ausgefallen oder fanden zu einem deutlich späteren Zeitpunkt statt, so dass sich auch Berufswahlentscheidungen, Auswahlgespräche und Einstellungen um einige Wochen verschoben haben. Die diesjährige Ausbildungsbilanz ist daher eine Momentaufnahme. Die Berufsberatung ist aktuell in der Verlängerung und berät Jugendliche auch jetzt noch, um in das bereits gestartete Ausbildungsjahr einzusteigen“, fasst Johannes Klapper, Vorsitzender der Agentur für Arbeit Köln, zusammen.
Neuestes Produkt der Kölner Arbeitsagentur ist die Videoberatung, in der Berufsberater und Bewerber auch visuell zueinander finden. Bewerber, die Interesse an einem Videochat haben, können sich montags bis freitags von 14 bis 16 Uhr unter der Rufnummer: 0221/9429-1555 oder per Mail an Koeln.Berufsberatung.171@arbeitsagentur.de anmelden.
Mittlerweile hat auch das neue Ausbildungsjahr begonnen. Bewerber, die einen Ausbildungsbeginn im nächsten Jahr anstreben, können jetzt frühzeitig Termine in der Berufsberatung vereinbaren. Freie Ausbildungsstellen nimmt der Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur und des Jobcenters unter der kostenfreien Rufnummer 0800/4555520 oder unter Koeln.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de entgegen.
Im Bezirk der IHK Köln, also in Köln, Leverkusen, im Rhein-Erft-, dem Rheinisch-Bergischen und dem Oberbergischen Kreis, setzt die Corona-Pandemie dem Ausbildungsmarkt sichtbar zu. Hier wurden bis Ende September 7232 neue Ausbildungsverträge vereinbart, 1344 Verträge oder 15,7 Prozent weniger als zum Vorjahresstichtag.
Unternehmen und Jugendliche sind gleichermaßen verunsichert: Soll man in diesen Zeiten, in diesem Jahr noch in die Ausbildung einsteigen? „Die Antwort auf diese Frage ist ein klares ‚Ja‘“, bekräftigt Christopher Meier, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK Köln. „Aktuell ist das Thema Fachkräftemangel zwar in den Hintergrund gerückt, aber das Problem besteht ja weiter, auch nach der Corona-Krise“, sagt Meier.
Nachdem der Ausbildungsmarkt im Frühjahr infolge der Corona-Beschränkungen zeitlich um zehn bis zwölf Wochen zurückgeworfen worden war, konnte er in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich aufholen. „Wenn die Bewerbungsverfahren wie sonst üblich laufen können, haben die meisten Betriebe und Jugendlichen in der Regel spätestens im Juli die Verträge unter Dach und Fach. Nicht so in diesem Jahr: Diesmal haben wir noch im August und September jeweils zwölf Prozent neue Verträge mehr registriert als im Vorjahr, auch im Oktober hat sich dieser Trend fortgesetzt“, berichtet der IHK-Geschäftsführer.
Das kann noch bis Ende des Jahres so weitergehen, betont Meier: „Junge Leute, die jetzt noch aus einem Nebenjob oder einer berufsvorbereitenden Klasse in eine Ausbildung wechseln, können sich die verspäteten Monate auf die Ausbildung anrechnen lassen. Das gilt für alle, die bis zum 31. Januar 2021 eine Ausbildung beginnen.“ In gleicher Weise ermuntert der IHK-Geschäftsführer die Unternehmen, noch freie Ausbildungsplätze für 2020 zu melden: „Die Chancen, jetzt noch den oder die Richtige für einen Ausbildungsplatz zu finden, sind sehr gut, denn es gibt auch noch mehr Bewerber als sonst.“
In Köln waren zum Stichtag 30. September 3924 neue Ausbildungsverträge eingetragen – das sind 850 weniger als ein Jahr zuvor. Bei den gewerblich-technischen Berufen wurden 190 Verträge weniger vereinbart; bei den kaufmännischen Berufen waren es 2805 gegenüber 3465 in 2019. „Das kann noch besser werden, da geht noch was!“ bekräftigt IHK-Geschäftsführer Christopher Meier und verweist auf die atypischen Zuwächse in den Monaten August, September und Oktober.
Die Ausbildungsstellenvermittlung der IHK Köln unterstützt Betriebe und Jugendliche bei Ausbildungsplatzsuche und Bewerbung per Mail (ausbildungsvermittlung@koeln.ihk.de) oder Telefon (0221/1640-6650). Kleine und mittelgroße Unternehmen, die durch starke Umsatzeinbrüche oder Kurzarbeit von der Corona-Krise betroffen sind und weiter ausbilden, bekommen eine Ausbildungsprämie, wenn sie die Zahl ihrer Ausbildungsplätze konstant halten oder erhöhen.
Ein Minus hat auch die Handwerkskammer zu Köln zu verzeichnen. Im Berufsberatungsjahr 2019/2020 haben die Mitgliedsbetriebe im gesamten Kammerbezirk insgesamt 4790 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das sind 8,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. In Köln weist der Ausbildungsmarkt mit minus 10,8 Prozent einen leicht über dem Durchschnitt liegenden Wert auf.Hier wurden 1514 Verträge registriert, im Gegensatz zu 1698 Abschlüssen im Vorjahreszeitraum.
Auch in den meisten Berufen im Handwerk ist bis Jahresende ein Ausbildungsstart möglich. Interessierte sowie Betriebe, die weiterhin auf der Suche nach geeigneten Auszubildenden sind, können sich an die Handwerkskammer unter Telefon 0221/2022-144 oder per Mail an ausbildungsvermittlung@hwk-koeln.de wenden. Die Beratung erfolgt via Telefon oder Videochat.