Die Linke wirbt für Cannabis
Bei einem Vortrag der Linken spricht sich Mike Galow, Wermelskirchener Ex-OB-Kandidat, für die Freigabe von Cannabis aus. Kritik wird nicht zugelassen.
Burscheid. 2015 stellte sich Mike Galow für den Posten des Wermelskirchener Bürgermeisters zur Wahl, heute setzt er sich für die Legalisierung von Hanf ein. Mit der Bürgermeisterwahl hatte es nicht sein sollen. Die Politik hat Mike Galow von der Partei „Die Linke“ aber trotz Wahlniederlage im vergangenen Jahr nicht an den Nagel gehängt. Immer wieder sieht man ihn bei Ausschüssen der Stadt Wermelskirchen im Zuschauerraum. Auch mit bundespolitischen Themen befasst er sich. Sein Steckenpferd ist die Legalisierung von Cannabis.
Mike Galow über Cannabis
Am Donnerstagabend trat er nicht nur als glühender Vertreter und Befürworter in der Burscheider Gaststätte „Zunftstube“ auf. Mike Galow präsentierte sich gar als Experte in Sachen Cannabis. „Seit 25 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema“, sagte der Wermelskirchener. „Können wir das einfach so stehen lassen?“
Zugegeben hat er den Konsum nicht direkt. Sehr plastisch kamen aber seine Schilderungen daher, als er vor den acht Zuhörern in der Zunftstube über die Folgen des Konsums sprach. „Die Polizei nimmt euch die ganze Wohnung auseinander. Die machen sich einen Spaß daraus“, sagte Mike Galow. Und das, obwohl bei kleineren Mengen Cannabis das Verfahren meistens fallengelassen werde.
Jugendsünden habe jeder einmal gemacht, sagte Konrad Wolfram vom Burscheider Ortsverein „Die Linke“. Vor dem Eingang der Gaststätte frönte er seinem ganz persönlichen Laster. „Cannabis habe ich mal probiert. Bei Nikotin bin ich hängen geblieben“, sagte der Kommunalpolitiker. „Irgendein Laster muss man ja haben.“ Gerade in der rheinisch-bergischen Kleinstadt einen Vortrag über Hanf zu halten, das komme nicht von ungefähr. Das mache schon Sinn, nicht nur wegen des beginnenden Wahlkampfes.
Konrad Wolfram erinnerte sich daran, dass Burscheid in den 80er Jahren als eine Drogenhochburg im Umkreis galt. Für Konrad Wolfram ist der bisherige Umgang der Politik mit Cannabis scheinheilig. „Alkohol kann auch in einen Rauschzustand versetzen. Das ist kein Argument. Auch ein Glas Bier kann ein Einstiegstor zur Drogensucht sein.“
Mike Galow wittert gar Machenschaften der Pharmaindustrie. Der sei nicht daran gelegen, dass Cannabis, welches schmerzlindernd bei chronischen und schweren Krankheiten wirken kann, legalisiert wird. Schließlich könnten die Firmen dann nicht mehr ihre Medikamente verkaufen.
Galow steckt tief in der Materie. Das zeigte sich bei seinem Vortrag, in dem er auch erläuterte, dass nur weibliche Hanfpflanzen das Tetrahydrocannabinol, den psychoaktiven Bestandteil der Pflanze, beinhalten. Öl, Fette, Taue und Kleidung könne aus Hanf hergestellt werden. „Wir müssen nicht unsere Natur ausbeuten“, sagte Mike Galow, der bereits „ein oder zwei Flächen“ in Wermelskirchen kenne, die sich für einen Anbau eignen würden.
Zugegeben hat Mike Galow, einen Hanf-Salat in Venlo gegessen zu haben. „Kann ich nur empfehlen“, lautet sein Urteil. „Wenn die Freigabe erfolgt, probiert es einfach mal.“ Hanf wirke nicht nur schmerzlindernd und muskelentspannend, sondern auch „anregend in verschiedenen Bereichen“.
Ein Zuhörer, der sich als Nicht-Parteiangehöriger zu erkennen gab, wies darauf hin, dass Cannabis aber auch schwere Psychosen hervorrufe, die den Konsumenten auch in den Selbstmord treiben könnten. Das sei nicht bewiesen, entgegnete Mike Galow. Psychosen hätte der Konsument dann vorher schon gehabt. Statt Risiken sieht Galow nur Vorteile in einer Legalisierung. Zum Beispiel die einer Kommunalsteuer auf Hanf, die den klammen Stadtkassen zugutekommen würde.