Quartiersentwicklung Ein Fest für den erhofften neuen Treffpunkt in Hilgen

Das Bahnhofsfest in der Wohneinrichtung des Vereins „Die Kette“ ist einer von vielen Bausteinen zur Finanzierung des Projekts.

Burscheid. Das Wetter meint es einfach nicht gut mit Jana Lauffs. Im Juni, als sie die Hilgener aufrief, sich mit ihr auf einer Wiese zu Kaffee und Kuchen zu treffen, war es schon so. Da versanken die Beine ihres Klappstuhls in der vom Regen aufgeweichten Erde. Am Samstag musste die Quartiersentwicklerin wieder den Regenschirm zücken. Nur dieses Mal war sie nicht alleine.

Die Arbeitsgruppe „Treffpunkte in Hilgen“ hat einige Bürger zusammentrommeln können. So wurde es für die zwölf Hilgener, die in der Wohneinrichtung des Vereins „Die Kette“ an der Kölner Straße leben, ein besonderer Samstag. So viel Besuch auf einmal in ihrem Zuhause zu begrüßen, das kommt selten vor.

„Es ist grandios, dass die zwölf damit einverstanden waren. Schließlich haben wir das ganze Dorf eingeladen“, sagte Anne Stegert, die die Wohneinrichtung für psychisch kranke Menschen leitet. Mit vereinten Kräften wurden Wohnzimmermöbel verrückt, damit beispielsweise auch die Gruppe „Urban Dance Crew“ aus dem Kosovo, die Anfang der Woche bereits im Stephanus-Gemeindezentrum zu sehen war, zwar beengt, dafür aber im Trockenen tanzen konnte.

Pavillons im Garten boten einen Platz zum Unterstellen, während der Grill brutzelte. Für die Bewohner war es aufregend. Für den einladenden Kreis aus Hilgener Bürgern womöglich noch mehr. Sie erhofften sich, dass die Kasse klingelt. Einen Treffpunkt nach dem Vorbild des Tricafés in Burscheid, das wünscht sich Eggert Schiffler. „Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr eröffnen können“, sagte der Ehrenvorsitzende der Turngemeinde Hilgen.

Die Arbeiten in der ehemaligen Bahnhofsgaststätte schreiten gut voran. Der auserkorene Treffpunkt wird derzeit renoviert. „Wir suchen laufend Spenden“, so Eggert Schiffler weiter. „Alle Einnahmen des heutigen Tages fließen in den Treffpunkt.“ So werden mit dem Erlös beispielsweise Einrichtungsgegenstände angeschafft.

Dass das Endergebnis sich sehen lassen kann, da sind sich alle Akteure sicher. Hilfe kommt von vielen Seiten. Die Burscheid-Stiftung bedachte die Arbeitsgruppe mit einer finanziellen Unterstützung. 1500 Euro kamen jüngst von der Allianz-Versicherung. „Nur gemeinsam schaffen wir das“, sagte Anne Stegert, die sich am Samstag auch auf die tatkräftige Unterstützung ihrer Mitarbeiter verlassen konnte.

Im Untergeschoss beispielsweise fertigte Ute Gagaridis gemeinsam mit den Besuchern Encaustic-Bilder. Wachsmalstifte wurden mit einem Bügeleisen geschmolzen und auf Papier gebracht, wo sie in ausgefallenen Mustern wieder erstarrten. Die Bewohner des Hauses schätzen den schnellen Effekt. Sie können sich oft nicht lange genug konzentrieren, um beispielsweise mit Buntstiften ein Bild zu malen, erzählte Ute Gagaridis. Auch für ihre Schützlinge wünscht sich die Vorsitzende des Burscheider Beirats Inklusion einen Treffpunkt wie die Bahnhofsgaststätte. „Hilgen hat wenige Anlaufstellen, um sich einfach und unverbindlich zu treffen“, sagte sie. „Unsere Bewohner vermissen das Eiscafé sehr. Hilgen ist für sie doch der Lebensmittelpunkt.“

Dorothea Hoffrogge, Vorsitzende des Presbyteriums der Evangelischen Gemeinde Hilgen-Neuenhaus, brachte es auf den Punkt, wieso der neue Bahnhof so wichtig ist: Er helfe „gegen die Vereinsamung“.

(In einer früheren Fassung des Artikels war von einer Allianz-Spende in Höhe von 15.000 Euro die Rede. Tatsächlich waren es 1500 Euro. Red)