Ein Japaner erkundet das Bergische

Der 17-jährige Japaner Yuki Kanamori lebt seit einem Monat bei Familie Ignatz in Kuckenberg.

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Burscheid. Etwa 130 Kilometer westlich von Japans Hauptstadt Tokio entfernt liegt die Kleinstadt Yamanashi. Mit 35 000 Einwohnern zählt sie fast doppelt so viele wie Burscheid. Einer von ihnen ist Yuki Kanamori. Der 17-Jährige lebt seit einem Monat bei Familie Ignatz in Kuckenberg.

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„Mir gefällt es hier in Deutschland, die Leute sind alle sehr nett und freundlich“, sagt Yuki. Mit der Organisation AFS, die Schüleraustausche und Gastfamilienprogramme organisiert, kam er schon vor sieben Monaten nach Deutschland. „Mit meiner ersten Gastfamilie bin ich nicht gut klargekommen. Aber jetzt fühle ich mich sehr wohl hier“, sagt der 17-Jährige.

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Yuki ist voll in das Leben der Familie Ignatz integriert. Zusammen mit der ältesten Tochter Larissa (14), die ein großer Japan-Fan ist, besucht er die 10. Klasse des Landrat-Lucas-Gymnasiums in Leverkusen. Auch mit der Sprache klappt es ganz gut: „Ich habe erst hier Deutsch gelernt, das war nicht einfach.“ Inzwischen braucht er nur noch ab und an seinen tragbaren Sprachcomputer als Übersetzungshilfe.

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„Yuki gehört jetzt zu unserer Familie, er wird überall akzeptiert“, sagt Stella Ignatz (42). Die Mutter zweier Töchter hat die Entscheidung, den japanischen Schüler bei sich aufzunehmen, spontan gefällt. „Ich hab eine Anfrage vom evangelischen Gemeindezentrum bekommen, ob wir nicht einen Gastschüler aufnehmen können“, erzählt die 42-Jährige. „Von langer Hand geplant war das nicht.“

Die gebürtige Rumänin engagiert sich im Integrationsrat der Stadt und ist anderen Kulturen gegenüber sehr offen: „Letztendlich haben meine Kinder darüber entschieden, ob wir Yuki bei uns aufnehmen. Mittlerweile sind die drei Freunde.“

Von Heimweh ist bei Yuki keine Rede. Mit seinen Eltern und seinem Bruder in Japan hält er durch E-Mails Kontakt. Auch ein Päckchen hat er von daheim schon bekommen. Darin waren auch kleine Geschenke für die Gastfamilie. „Es ist toll, wie er auch an uns denkt“, schwärmt Stella Ignatz. Nach ihrer jetzigen Erfahrung würde sie jederzeit wieder einen Gastschüler bei sich aufnehmen: „Wir haben genug Platz, und arm werden wir davon auch nicht.“

Austauschschüler in Burscheid Yuki lernt nicht nur die bergische Mentalität kennen, er bringt auch ein Stückchen seiner Kultur mit nach Burscheid — so hat der junge Japaner zum Beispiel für seine Gastfamilie traditionelles Essen zubereitet. Aber auch die Kochkünste seiner Gastmutter weiß er zu schätzen: „Bisher hat mir das Essen hier sehr gut geschmeckt, nur Gnocchis mochte ich nicht.“

Für Yuki ist der größte Unterschied zu seinem Heimatland die Öffnungszeit der Geschäfte: „In Japan kann man jeden Tag einkaufen gehen, hier geht das nicht.“ Und noch etwas ist ihm aufgefallen: „In Deutschland gibt es viel mehr Party.“

Noch bis Januar 2015 bleibt Yuki in Burscheid. Und auch ein Wiedersehen ist schon in Planung. „Wir haben schon darüber gesprochen, dass Yuki uns besuchen kommt“, erzählt Stella Ignatz. „Und Larissa möchte unbedingt mal nach Japan.“