Ein musikalisches Freudenfest
Mit Bachs Oratorium war den „Klangwegen“ zur 100. Ausgabe eine Sternstunde vergönnt. Solisten, Orchester und Chöre überzeugten gleichermaßen.
Burscheid. Nicht mit nur einem Paukenschlag, sondern mit gleich sieben feierte Silke Hamburger die 100. „Klangwege“ in der trotz Schnee und Eis gut gefüllten evangelischen Kirche am Markt. Sieben Paukenschläge — damit beginnt das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach.
Mit den bestens aufgelegten Sängerinnen und Sängern von Kantorei und Chorgemeinschaft, herausragenden Solisten und Mitgliedern des Deutschen Radiokammerorchesters wurde es ein mitreißendes Konzert, dessen Motto die Anfangsworte des Eingangschores „Jauchzet, frohlocket“ war.
Bereits mit den ersten Tönen wurde das Konzept Silke Hamburgers deutlich: festlich die Trompeten, raumfüllend ob seiner Klangschönheit das Kammerorchester und strahlend der große Chor. Makellose Höhe in den Sopranen, geschmeidige Männerstimmen, große Sicherheit in den schwierigen Fugenchören, überzeugende Kraft in den Chorälen: ein Glanzlicht für die Dirigentin. Besonders beeindruckend der Chor „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ und der Choral mit Sopran-Rezitativ: „Er ist auf Erden kommen arm.“
Von der Kanzel aus sang der Tenor Bernhard Scheffel mit metallischem Timbre und großem Ausdruck („Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen“) die Partie des Evangelisten — auch optisch echte Verkündigung. In der Tenorarie „Frohe Hirten, ach eilet“ mit ihren vielen Koloraturen wurde er höchst einfühlsam von den Flöten begleitet.
Für die Sopranistin Hildegard Keller brachte die Aufführung eine besondere Aufgabe: Wegen Erkrankung der Altistin Cordula Hörsch sprang sie kurzfristig ein und widmete sich mit Inbrunst auch den Alt-Arien. Ihr hohes Timbre kam dabei diesen Arien zugute: So innig und elegant hört man das „Bereite dich Zion“ selten. Bariton Wolfgang Krupp ist in den „Klangwegen“ schon häufiger zu hören gewesen; er gestaltete die Basspartien mit Überzeugungskraft.
Die Solisten des Radio-Kammerorchesters trugen mit ihrer subtilen Gestaltung wesentlich zum Gesamteindruck bei: die Oboen im Zusammenklang mit dem Sopran in „Er ist auf Erden kommen arm“, die Violine (Konzertmeister Walter Schreiber) in der Alt-Arie „Schließe, mein Herze, dies selige Wunder“.
Für Silke Hamburger war die Jubiläumsaufführung der „Klangwege“ eine Sternstunde, aber auch für die Zuhörer, die mit besonderer Herzlichkeit Beifall spendeten. Und dass die Dirigentin dann beide Arme glücklich zum Himmel streckte, dafür hatte sie alle Berechtigung. er