Ein Quantensprung
In der schulpolitischen Diskussion in Burscheid gab es über Jahre eine Fata Morgana mit Namen Gymnasium. Sie wurde zu allen möglichen und unmöglichen Zeitpunkten bemüht, ohne je eine realistische Chance zu haben.
Das muss man sich in Erinnerung rufen, um zu begreifen, welcher Quantensprung der Schullandschaft in Burscheid jetzt bevorsteht.
Er ist umso erstaunlicher, weil es lange Zeit schien, als würden Stadt und Kirche nicht zusammenfinden können. Aufgrund der besonderen Konstellation vor Ort mit einer Ersatzschule in der Rolle der Regelschule war an eine Lösung ohne die Kirche aber andererseits auch nicht zu denken. Doch jetzt eröffnet das neue Modell der Landeskirche einen galanten Weg, den Sparzwängen mit dem möglichen späteren Trägerwechsel Genüge zu tun, ohne durch radikale und kurzfristige Einschnitte zu viel Porzellan zu zerschlagen.
Auf einen Ausstieg der Kirche in zehn Jahren können sich alle Beteiligten in Ruhe einstellen. Bemerkenswert ist auch die politische Einmütigkeit, mit der der eingeschlagene Weg bisher getragen wurde und wohl auch weiter getragen wird. Dass quer durch die Parteien alle für eine Gesamtschule (!) als der besten Lösung für Burscheid votieren, beweist erneut, wie wenig ideologische Grabenkämpfe hilfreich für die Gestaltung vor Ort sind.
Für Bürgermeister Stefan Caplan kann die Schullösung zum Meisterstück seiner sich dem Ende zuneigenden Amtszeit werden. Dass ihre Realisierung ins Wahljahr fällt, wäre in diesem Fall das Glück des Tüchtigen. Jetzt macht sich bezahlt, dass sein Gesprächsfaden zur Landeskirche auch in schwierigen Phasen nie abriss. Burscheid hat nun die Chance, nicht nur die bisherigen Haupt- und Realschüler in der Stadt zu halten, sondern auch Abiturienten hinzuzugewinnen — nicht als Fata Morgana, sondern als belebende Wirklichkeit.