Eine Auszeit für Angehörige

Hilfe: Ehrenamtliche betreuen stundenweise Demenzerkrankte. Gesucht werden weitere Betreuer mit Migrationshintergrund.

Burscheid. "Angehörige von Demenzkranken fühlen sich häufig wie ein Hamster im Laufrad", weiß Christa Glaubitz, Leiterin der Tagespflege im Altenzentrum. "Es ist ein 24-Stunden-Job. Gerade Demenzkranke haben einen unregelmäßigen Tagesrhythmus und brauchen auch nachts Pflege." Umso wichtiger ist es für die Pflegenden, hin und wieder selbst eine Auszeit zu nehmen. Seit drei Jahren ist das - im buchstäblichen Sinne - möglich. Das Evangelische Altenzentrum und die Diakonie-Sozialstation bieten unter dem Stichwort "Auszeit" einen häuslichen Betreuungsdienst an.

Stundenweise übernehmen geschulte Ehrenamtliche die Betreuung von Menschen mit Demenz. Sie gehen mit ihnen spazieren, spielen Gesellschaftsspiele oder tauschen Erinnerungen aus. Gisela Prägler-Hoth, die seit 2006 dabei ist, erzählt von einem Ehepaar, das sie über einen längeren Zeitraum besuchte: "Einmal in der Woche hat sich die Frau mit ihrem Gemeindekreis getroffen und so den Kontakt zu ihren Freundinnen gewahrt.

In dieser Zeit war ich bei ihrem Mann und wir sind spazieren gegangen oder haben über seine Erinnerungen gesprochen", so Prägler-Hoth. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass alle Beteiligten von dieser Auszeit profitieren. "Man bekommt als Ehrenamtlicher viel Dankbarkeit entgegengebracht und merkt auch, wie gut den Angehörigen diese Auszeit tut. Sie können sich dann viel eher wieder ihrem Partner widmen."

Derzeit werden fünf Burscheider Familien regelmäßig von ehrenamtlichen Auszeit-Mitarbeitern besucht, "aber es gibt wesentlich mehr Anfragen", weiß Birgit Hoferichter, Leiterin des Altenzentrums. "Wir brauchen mehr Ehrenamtliche, die uns unterstützen, und besonders schön wäre es, wenn auch Menschen mit Migrationshintergrund dabei wären", ergänzt Christa Glaubitz. Anfragen von türkischen oder spanischen Familien musste sie bislang eine Absage erteilen, "einfach, weil keiner unserer Ehrenamtlichen sprachlich dazu in der Lage war". Das Problem: Demenzerkrankte Migranten, die oft gut Deutsch gelernt haben, leben mit Fortschreiten der Krankheit vor allem von ihren Langzeiterinnerungen und fallen in die Muttersprache zurück.

Michael Chrobok, Leiter der Diakonie-Sozialstation, weiß, dass Angehörige oft glauben, sie würden ihren Partner im Stich lassen, wenn sie jemand anderen um Hilfe bitten - ein Trugschluss: "Wer in so einer Situation Hilfe annimmt, tut nicht nur sich, sondern auch dem Erkrankten etwas Gutes."