Eine Chronistin ihrer Zeit
Das Käthe Kollwitz Museum zeigt bis zum 25. Februar eine Retrospektive zum Werk von Tremezza von Brentano.
Köln. Wie kaum eine andere Künstlerin der Gegenwart hat Tremezza von Brentano ein malerisches uvre erschaffen, das von einer intensiven Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte ebenso wie von aktuellen Bildern aus den Medien inspiriert ist. Vor allem in ihren Selbstbildnissen wird ihr ungebrochenes Interesse an den Themen unserer Zeit auf sehr persönliche Weise sichtbar. Anlässlich ihres 75. Geburtstages widmet das Käthe Kollwitz Museum Tremezza von Brentano eine Retrospektive mit Werken aus den 1970er Jahren bis heute.
Tremezza von Brentano, 1942 in Innsbruck geboren, zählt zu den Pionieren des “Realismus der Gegenwart„, einer neuen, figürlich-gegenständlichen Malerei im postmodernen Deutschland. Bald nach ihrem Studium in Mannheim, Stuttgart und in den US-Städten Austin und Seattle wendet sie sich von der damals vorherrschenden abstrakten Malerei ab und entwickelt — ab 1972 vor allem in ihrem Atelier in Köln — einen eigenen, unverwechselbaren Stil. Bis heute entwirft die Künstlerin kompromisslos und präzise Menschenbilder in sachlich-kühnen Konturlinien und mit kräftiger, expressiver Farbigkeit.
Seit über vier Jahrzehnten sucht und findet Tremezza von Brentano Inspiration für ihre Arbeit in den Meisterwerken der Kunstgeschichte ebenso wie in den Erfahrungen des Alltags und in gesellschaftlichen Phänomenen. In ihren Gemälden verschmelzen Bildzitate von gestern und heute zu Sinnbildern der Gegenwart. Besonders in ihren Selbstbildnissen wird das Spannungsfeld von künstlerischem Realismus und gelebter Wirklichkeit sichtbar. Zeitlebens ist Brentano auch von Käthe Kollwitz stark beeindruckt. Wenngleich in künstlerischer Umsetzung keinerlei Bezüge existieren, so gibt es doch Verwandtschaften: Beider Selbstportraits zeugen exemplarisch von einer inneren Auseinandersetzung mit sich selbst und mit dem Zeitgeschehen, mit sich wandelnden Lebensumständen und mit der eigenen Vergänglichkeit. Doch während die Graphikerin das Wesentliche allein durch ihre Physiognomie zum Ausdruck bringt, stellt die Malerin ihr Selbstportrait mit stoisch konzentrierten Zügen in einen immer neuen, bildreich erzählenden Kontext. So ist Tremezza von Brentano eine künstlerische Chronistin unserer Zeit. Im Jahr des 150. Geburtstages von Käthe Kollwitz und anlässlich des 75. Geburtstages der Tremezza von Brentano widmet das Käthe Kollwitz Museum Köln der Malerin nun eine Retrospektive mit mehr als 30 von der Künstlerin selbst ausgewählten Werken — Selbstbildnisse aus einem Zeitraum von 40 Jahren, die nicht nur ihre Entwicklung sichtbar machen, sondern vielmehr ihren Lebensweg selbst aufzeigen.
Die Ausstellung läuft bis zum 25. Februar im Käthe Kollwitz Museum am Kölner Neumarkt 18-24. Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18, Sa+So 11-18 Uhr, Eintritt: fünf (ermäßigt zwei Euro). Führungen: So und Feiertag um 15 Uhr, donnerstags um 17 Uhr.