Feuerwache Einmal im Jahr baut die Feuerwehr auf Sand

Nicht nur für die Mitglieder ist die karibische Nacht ein Höhepunkt. Auch viele Besucher zählen mittlerweile zum Stammpublikum.

Foto: Nicole Haase

Burscheid. Es ist kurz nach 19 Uhr. Die Ruhe vor dem Sturm. Thomas Knipper geht über den Sand zum Einlass. Ob alles vorbereitet ist, will er wissen. Die Schuhe versinken bei jedem Schritt. Zwölf Tonnen des körnigen Materials liegen in der Gerätehalle des Löschzugs Stadtmitte. Während draußen einstellige Temperaturen herrschen, soll drinnen alles an den längst vergangenen Sommer erinnern. Zur karibischen Nacht erwarten die Feuerwehrmänner bis zu 800 Gäste.

Im Moment noch laufen aber nur Angehörige des Löschzugs durch die Halle. Alle in Einheitskleidung: ein orangenes T-Shirt mit einer Palme darauf. „Erst um 22 Uhr geht es richtig los. Das ältere Publikum, 30 bis 40 Jahre, kommt und geht früh“, sagt Thomas Knipper. „Die Jüngeren kommen später und bleiben bis zum nächsten Morgen.“

Den ganzen Tag schon sind Thomas Knipper und seine Kollegen im Gerätehaus zugange. Die karibische Nacht ist nicht nur für die Truppe der Höhepunkt des Jahres. Einige Besuchergruppen, die teils auch von außerhalb kommen, kündigen sich jedes Jahr aufs Neue an. Nur noch knapp hundert Restkarten gibt es kurz vor Einlass.

Das gibt Thomas Knipper Grund zur Freude. Er lächelt zufrieden. Damals, vor zwölf Jahren, war er einer der Gründungsväter der karibischen Nacht. „Elf Jahre haben wir experimentiert und ein Konzept gefunden, dass die Leute begeistert“, sagt er.

„Wir haben als Feuerwehr einen Anteil am kulturellen Leben. Wir wollen präsent sein und uns zeigen“, betont Thomas Knipper. Einerseits wolle man sich bei den Einsatzkräften bedanken. Andererseits wollen die Alteingesessenen den Nachwuchs begeistern. „Wir wollen zeigen, dass Feuerwehr nicht nur Dienst bedeutet. Wir können auch feiern“, so Thomas Knipper.

Natürlich können die Feuerwehrmänner und -frauen sich an diesem Abend dem Alkohol nicht ausschweifend hingeben. Der Löschzug hat Bereitschaft. Zur Sicherheit stehen die Löschfahrzeuge einsatzbereit auf einem Firmengelände in der Nähe. Die Besucher können sie nicht sehen. Was auch besser ist, sagt der Feuerwehrmann. Stark angetrunkene Besucher hätten in der Vergangenheit schon einmal Gläser auf den Autos abgestellt. In der Eile blieben sie zunächst unbemerkt. Bis sie dann bei der Fahrt auf die Straße flogen.

Die karibische Nacht ist auch eine ernste Angelegenheit. Rund 70 Mitglieder und Angehörige des Löschzugs helfen an diesem Abend mit. Menschen in orangenen T-Shirts laufen in der ganzen Halle hin und her. Ohne die Ehefrauen geht es nicht. Anke Tacke ist eine von ihnen. „Wir behalten alles im Auge“, sagt sie und nippt an einem Plastikbecher. Ein grüner Cocktail, der eigentlich blau sein sollte. Falsche Zutaten für den Cocktail Swimming Pool. Anke Tacke ist heute die Testerin. „Ich probiere, ob die Mischungen stimmen.“

Peter Tacke ist für die Innenaufsicht eingeteilt. Das ist nicht der schlechteste Job. „Wir haben unser Stammpublikum“, sagt er. „In den letzten Jahren hatten wir keinen dabei, der sich daneben benommen hat.“ Trotzdem wartet ein langer Abend auf ihn. Und um 11 Uhr am nächsten Morgen müssen die Feuerwehrleute wieder antreten. Um die Halle zu säubern. Der Sand bereite viel Arbeit, sagt Thomas Knipper. Die kompletten zwölf Tonnen werden am Ende aber nicht übrig bleiben. „Das meiste nehmen die Besucher in ihren Schuhen und Hosen mit nach Hause.“