Erinnerungen an den Wintersportort Sotschi

Im Alter von acht Jahren reiste Eva Lüdorf nach Sotschi. Im BV erinnert sie sich an den Ort der Winterspiele.

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Burscheid. Eva Lüdorf erinnert sich noch gut an Sotschi. Ihre Reise in die Stadt an der „Russischen Riviera“, die ab dem 7. Februar Austragungsort der 22. Olympischen Winterspiele ist, ist mehr als 80 Jahre her. Doch die gebürtige Leichlingerin, die seit vielen Jahren in Burscheid lebt, braucht nicht einmal auf die alten Fotografien schauen, um erzählen zu können, wie es am Schwarzen Meer damals ausgesehen hat.

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„Es war schon damals der beliebteste Kurort in Russland. Botanische Gärten, seltene Palmenarten und nur rund 10 000 Einwohner“, sagt die 90-Jährige. Ihr Vater verließ aufgrund der Arbeitslosigkeit in Deutschland den Westen im Jahr 1929 und nahm eine Stelle als Chemiker in Russland an.

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Ein Jahr später reiste Eva Lüdorf mit ihrer Mutter hinterher. 1934 kehrte die Familie aus politischen Gründen nach Deutschland zurück. „1932 war ich acht Jahre alt und wir sind mit Auto und Schiff nach Sotschi gefahren und haben dort im September dort für vier Wochen Urlaub gemacht“, erzählt Eva Lüdorf im Gespräch mit dem BV.

In Russland lernte sie die Landessprache, die sie bis heute spricht. Zahlreiche Dokumente wie Briefe, Postkarten und Fotos aus dieser Zeit dienen als Erinnerungsstücke. „Ich weiß zum Beispiel auch, dass das Hotel, in dem wir damals wohnten, auch heute noch existiert — und immer noch unter dem Namen ,Hotel Riviera’.

Am Strand gab es eine Promenade mit Steinen“, sagt Eva Lüdorf. Wenn sie sich an das Klima vor Ort erinnert, dann kann sie sich nicht so richtig vorstellen, dass dort bald Winterspiele ausgetragen werden: „Es war September — und es war sehr heiß. Die Sonne war stark. Und die ganze Vegetation hatte etwas von subtropischem Klima. Es war nie die Rede davon, dass jemand im Winter dort hinfährt.“

Heute hat Sotschi rund 330 000 Einwohner. Die Kritik im Vorfeld der Winterspiele und dass viele Prominente sowie Politiker zum Boykott der Spiele aufgerufen haben, hat Eva Lüdorf aufmerksam verfolgt: „Es war der Wunsch von Präsident Putin, die Spiele zu bekommen. Jetzt muss er natürlich auch für die entsprechende Sicherheit vor Ort sorgen.“

Russland habe die Chance, sich gut zu präsentieren. Terrorwarnungen, die Behinderung von kritischen Medien, geplante Überwachung der Athleten und die Diskussion um das Gesetz gegen Propaganda der Homosexualität haben den Vorlauf des sportlichen Großereignisses bestimmt. So hat unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck angekündigt, nicht nach Sotschi reisen zu wollen.

„Die Sportler werden ja kaum auf dieses besondere Ereignis verzichten wollen“, sagt Eva Lüdorf. Schließlich habe auch noch niemand aus dem Kreis der Athleten abgesagt. Aber als Sotschi-Expertin wird die 90-Jährige die Ereignisse ab dem 7. Februar noch genauer beobachten.