„Es liegt fast immer am Menschen“
Britta Wutke aus Dierath ist studierte Tierpsychologin mit der Spezialisierung auf Pferde. Ihr Therapieziel: Eine zerstörte oder von Anfang an nicht vorhandene Harmonie zwischen Mensch und Pferd herzustellen.
Burscheid.Ein einfaches Beispiel: Der Besitzer eines Pferdes will sein Tier von der Weide holen — doch der Vierbeiner schert sich einen Teufel darum, dass er lautstark gerufen oder gelockt wird. Das Pferd ist störrisch, heißt es dann oft. Britta Wutke aus Dierath hat eine andere Antwort auf das Problem — eine von vielen möglichen: „Es wird sehr oft nur geholt, um es zu reiten.“
Zuneigung aber, und das werde von dem Tier sehr wohl eingefordert, sei das nicht. „Das Tier soll ein Freund sein, kein Sportgerät.“ Ihr Rat an den Besitzer: „Hol es einmal, um es zu füttern oder zu streicheln.“
Die 48-jährige Burscheiderin ist Tierpsychologin mit der Spezialisierung für Pferde. Seit drei Jahren ist die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin in ihrem neuen Bereich selbstständig, zuvor hat sie zwei Jahre an der Akademie für Tiernaturheilkunde (ATN) studiert und ihren Abschluss erlangt. Seitdem bietet die Pferdeliebhaberin, die mit ihrer Familie, ihrem Hund und ihren drei Pferden idyllisch in einem Fachwerkhaus in Dierath lebt, Verhaltenstherapien, Trainings und auch Videoanalysen an. Denn häufig trete das Problem zwischen einem Pferdebesitzer und dem Tier genau dann nicht auf, wenn man es live beobachten wolle. Auch über ihre Facebook-Gruppe bietet sie Gespräche zu bestimmten Themen an.
Grundsätzlich sagt sie: „Die Probleme gehen fast immer vom Menschen aus.“ Ob die Chemie zwischen beiden stimme, hänge schon von dem jeweiligen Charakter ab. Kommen ein extrovertierter Mensch und in introvertiertes Pferd zusammen, könnten die Probleme schon beginnen. „Das Pferd mag es nicht so laut.“ Und viele Probleme resultierten auch daraus, dass in vielen Ställen die Tiere heute noch in engen Boxen gehalten werde — obwohl die Erkenntnis zu einer anderen Haltung sich immer mehr durchsetze. „Das Pferd ist es von Natur aus gewohnt, in großen Weiten zu leben.“
Entscheidend für eine intakte Harmonie zwischen beiden sei auch, welcher Stellenwert der „Partnerschaft“ gegeben werden. „Viele Pferdebesitzer kommen abends mal für eine Stunde zu ihrem Tier in den Stall.“ Eine enge Bindung sei so schwierig auf die Beine zu stellen.
Ein anderes Beispiel aus der Praxis: In einem Fall beschwerte sich eine Halterin darüber, dass ihr Pferd den Kopf immer dann an die Frau drückte, wenn sie das Tier putzte. Zu dominant habe die Frau den Vierbeiner empfunden. Britta Wutke hatte eine andere Erklärung: „Das Pferde möchte zurückputzen.“ Im natürlichen Zusammenspiel mit anderen Pferden auf der Weide sei es das gewohnt. Doch Pferdesprache werde im Reitunterricht kaum vermittelt — viele Besitzer hätten deshalb mangelnde Kenntnis von ihrem Tier.
Doch es gibt auch kompliziertere Fälle. „Viele Probleme resultieren aus gesundheitlichen Gründen“, sagt die Pferdepsychologin. „Pferde leiden stumm.“ Sie gäben keine Laute von sich, wenn sie Schmerzen hätten. Eine genaue Anamnese sei deshalb wichtig. Und es geht noch tiefer. „Manche Probleme sind beim Tier schon im Fohlenalter entstanden.“ Möglicherweise sei das junge Tier zu früh von der Mutter gelöst worden — das Urvertrauen könne zerstört sein. Insofern könne eine Verhaltenstherapie nicht mit einer festgelegten Dauer oder einem bestimmten Preis fixiert werden. „Man muss dem Problem auf den Grund gehen und darf es nicht unterdrücken. Was sich über viele Jahre entwickelt hat, kann nicht sofort gelöst werden.“ Für 25 Euro, so der geringste Tarif von Britta Wutke, ließen sich derart verfestige Probleme nicht lösen.
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