Federal-Mogul: Genug Nachwuchs für morgen
Beim großen Ausbilder ist der demografische Wandel noch kein Schreckgespenst.
Burscheid. Der demografische Wandel ist ein beliebtes Damoklesschwert — auch in Sachen Ausbildung. Dass die Firmen der Region Schwierigkeiten bekommen werden, ihren Facharbeiterbedarf zu decken, belegt unter anderem eine Studie des Wuppermann-Bildungswerks in Leverkusen. Wie stellen sie sich darauf ein? Was unterscheidet dabei große und kleine Unternehmen? Diesen Fragen geht eine neue Serie des BV nach. Erste Station: Federal-Mogul (FM).
Andrea Vogt-Schulz kennt das Thema zu Genüge. Aber die Personalleiterin bei FM bekommt davon keine schlaflosen Nächte. Dafür ist ihr Arbeitgeber in der Region zu populär. Die Top-Adresse ist Bayer, danach kommt meist schon FM. Die Ausbildungsqualität ist bekannt, gerade eben haben wieder 24 junge Menschen angefangen, ausgewählt aus über 300 Bewerbungen. Das ist der Vorteil der Großen.
Zudem haben die technischen Azubis im zweiten Ausbildungsjahr unlängst eine interne Studie zu dem Thema vorgelegt. Sie untersucht den Personalbedarf bei FM in den nächsten zehn Jahren. Ergebnis: Die Firma muss sich um ihre Fachkräfte vorerst keine Gedanken machen. „Die kleineren Unternehmen werden viel, viel größere Probleme haben“, ist der gewerbliche Ausbildungsleiter Joachim Ferrier überzeugt.
Ohne Sorgen ist man aber auch bei FM nicht. Die Qualität der Bewerbungen lässt spürbar nach. Und für unbekanntere oder auch unpopulärere Ausbildungsberufe wie den Maschinenanlagenführer oder den Gießereimechaniker lassen sich Jugendliche kaum begeistern. Bei der Einführungswoche des jüngsten Ausbildungsjahrgangs in Wipperfürth zeigte sich zudem, dass in Sachen Sozialverhalten und Teamfähigkeit bei einigen noch erheblicher Nachhilfebedarf besteht.
Facharbeiter — woher?
Darum trommelt FM trotz der insgesamt 75 Ausbildungsplätze und nach wie vor hohen Bewerberzahlen enorm. Mit drei Schulen gibt es Kooperationen, auf allen relevanten Ausbildungsmessen der Region ist FM vertreten.
Neuerdings wird auch für das duale Studium geworben. Erstmals kombinieren zwei junge Menschen ein Maschinenbaustudium an der Fachhochschule mit der Ausbildung zum Industriemechaniker. Auch seine Ingenieure will das Unternehmen in Zukunft selbst fördern. Nach zwei Jahren gibt es die Facharbeiterprüfung, nach vier Jahren den Bachelor.
„Wir brauchen Bewerber auf allen Ebenen“, sagt Vogt-Schulz. Und der Erfolg fällt nicht vom Himmel. Auch gegenüber der US-amerikanischen Konzernzentrale müssen der Wert der eigenen Ausbildung und der finanzielle Aufwand dafür immer wieder neu legitimiert werden. FM bildet zwar weiter über Bedarf aus, aber nicht mehr für andere Unternehmen.
Umso ärgerlicher, wenn gute Kräfte nach der Ausbildung den Betrieb wieder verlassen — um zu studieren oder an anderer Stelle anzuheuern. Dass dabei auch manche Firma profitiert, die selbst den Aufwand der Ausbildung scheut, lässt sich nicht vermeiden. Doch Personalleiterin Vogt-Schulz bleibt auch hier gelassen: „Wenn jemand geht, der uns ans Herz gewachsen ist, dann ist das schade. Aber Groll gibt es bei uns nicht.“