Festessen aus der Thermobox
Schon morgens um 9 Uhr beginnen die Fahrerinnen mit der Auslieferung der Speisen.
Burscheid. Mit einem fröhlichen "Guten Morgen" betritt Silvia Grunert die Küche des Alten Landhaus. Innen riecht es nach Grünkohl und Mettwurst. René Hupperth füllt den dampfenden Eintopf in eine Aluschale. Neben ihm verschließt seine Kollegin Ulrike Weistroffer die Schalen mit Alufolie. "Fertig", sagt sie. Silvia Grunert packt sich die schwarzen Boxen und trägt sie nacheinander in das rote Auto mit der Aufschrift "Awo Burscheid - Essen auf Rädern".
Seit über 40 Jahren gibt es in Burscheid den Fahrdienst der Arbeiterwohlfahrt, der Mittagessen nach Hause liefert. Silvia Grunert ist erst seit Anfang Oktober mit dabei. Ihre Mutter Anita Widdig hat den Job vorher 27 Jahre lang gemacht. Die zweite Fahrerin im Team, Thekla Heimann (57), fährt seit über 22 Jahren Essen aus. Immer donnerstags wird gewechselt - am Donnerstag beginnt also die Dienstwoche für Thekla Heimann.
Um kurz vor 9 beginnt der Arbeitstag für beide. Nachdem Silvia Grunert die Boxen mit dem Essen ins Auto geladen hat, fährt sie von Kunden zu Kunden. Auch wenn sie erst seit Kurzem für die Awo hinter dem Steuer sitzt, ihre 40 Kilometer lange Route durch Burscheid, Hilgen und in die kleinen Außenortschaften kennt sie schon auswendig. Sie wirft nur einen Blick auf ihre Liste, liest den Namen und weiß, wohin es geht.
Der erste Stopp erfolgt bereits nach wenigen Metern. Die Awo-Mitarbeiterin huscht schnell aus dem Auto, öffnet den Kofferraum, nimmt aus der großen schwarzen Thermobox ein Essen, packt es in eine kleinere Box und stellt ein Quarkdessert obendrauf. "So, jetzt noch die Liste für die kommenden Woche", sagt sie. Dann hüpft sie über Eis und Schnee zum Haus.
Ausgeliefert wird an fünf Tagen in der Woche. "Freitags platzt unser Auto aus allen Nähten, weil wir dann auch das Essen für Samstag und Sonntag ausfahren", sagt Silvia Grunert. Die Kunden können zwischen mehreren Speisen wählen. Jedes Essen kostet 4,90 Euro.
Auch über die Feiertage bietet die Awo Essen an. In diesem Jahr ist Thekla Heimann mit der Auslieferung dran. Sie verteilt am Donnerstagvormittag die Gerichte für Heiligabend und den ersten Weihnachtstag. Am zweiten Weihnachtstag gibt es das Essen für Samstag und Sonntag .
Harald Weilbächer vom Alten Landhaus hat sich für die Feiertage natürlich ein Festessen ausgedacht. So können die Awo-Kunden an Weihnachten zum Beispiel Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen oder Lammrücken im Wirsingmantel mit Rosmarinkartoffeln genießen.
Wegen des winterlichen Wetters in den vergangenen Tagen muss sich Silvia Grunert mit dem Auto auf einigen Straßen durch Schnee und Eis kämpfen. Teilweise ist es so glatt, dass sie lieber zu Fuß läuft. "Das kostet natürlich Zeit", sagt sie. In der Regel haben die Kunden ihr Mittagessen bis 12.30 Uhr zu Hause - bei frostigem Wetter verschiebt sich das manchmal etwas nach hinten.
Doch die Fahrerinnen bringen mehr als nur warmes Essen. "Für einige Kunden, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, erledige ich schon mal den ein oder anderen Gang", sagt Silvia Grunert. Mal wird der Müll rausgebracht, mal in der Stadt etwas abgeben. "Das hält natürlich etwas auf und das bekommen wir auch nicht bezahlt, aber mir macht das einfach Spaß."