FM kündigt neuen Werkstoff an

Innovation soll Führungsrolle bei den Kolbenringen verstärken.

Burscheid. Bisher entstehen Kolbenringe entweder aus Gusseisen oder Stahldraht. Karsten Evers, Geschäftsführer von Federal-Mogul (FM) in Burscheid, hat jetzt angekündigt, dass sein Unternehmen in Kürze einen dritten Werkstoff auf den Markt bringen wird, "den es in der Kolbenringfertigung so noch nicht gibt".

Damit will FM seine führende Marktposition in der hart umkämpften und derzeit von dramatischen Auftragsrückgängen betroffenen Zulieferindustrie verteidigen. Die Innovation wurde von Evers beim Betriebsbesuch einer größeren CDU-Delegation in Aussicht gestellt. Unter Federführung der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) hatten sich am Montagvormittag führende CDU- und CDA-Vertreter mit den beiden Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach und Uwe Schlummer an der Spitze über die Situation in Burscheids Traditionsunternehmen informieren lassen.

Konkreter äußerte sich Evers zu dem neuen Werkstoff noch nicht. Dafür gab der Geschäftsführer gegenüber den Politikern Einschätzungen zur aktuellen Wirtschaftslage bei FM ab. Nach einem Umsatz von rund 190 Millionen Euro in 2008 liege die Auslastung in Burscheid im Vergleich zum Vorjahr nach wie vor bei 50 Prozent - in einzelnen Bereichen höher, in anderen niedriger. Bei der Kolbenringproduktion für Ottomotoren profitiere der Konzern derzeit noch von der Abwrackprämie.

Nicht in der Produktgruppe Kolbenringe und Zylinderlaufbuchsen, aber in anderen Unternehmensbereichen in Deutschland gebe es aktuell Liquiditätsprobleme, die nur mithilfe des amerikanischen Mutterkonzerns bewältigt würden. Im für Burscheid relevanten Produktionsbereich sehe er aber auch Anzeichen für eine "Stabilisierung".

Neben der schwachen Konjunktur nannte Evers auch strukturelle Probleme: die Abkehr vom Diesel und den Trend zu kleineren Motoren mit weniger Zylindern und entsprechend weniger Kolbenringen. "Der Elektromotor ist in den nächsten 10 bis 15 Jahren keine Gefahr für uns", sagte Evers.

Die Zukunft sieht er eher in extrem sparsamen Dieselmotoren. Der Innovationsvorsprung, das Qualitätsniveau und die Flexibilität der Mitarbeiter sichern nach Evers Einschätzung auch künftig den Standort Burscheid. Etwa 10 bis 15 Millionen Euro würden jährlich investiert - und zwar in beide Werke. Aktuell stehe unter anderem eine Modernisierung der Gießerei an.

Die Frage betriebsbedingter Kündigungen sei derzeit nur verschoben, so der Betriebsratsvorsitzende Michael Bergmann. Wegen der Urlaubszeit war wie berichtet eine Verschiebung der noch ausstehenden rund hundert Kündigungen bis September vereinbart worden. Zusätzlich haben inzwischen etwa 70Mitarbeiter das freiwillige Ausscheiden gewählt. "Aber wir bilden nicht zyklisch aus. In diesem Jahr haben wir so viele Auszubildende wie lange nicht mehr", ergänzte der Geschäftsführer.

"Wenn im Herbst die Lage ganz anders aussieht, blasen wir vielleicht auch alles noch ab", sagte Evers mit Blick auf den ausstehenden Stellenabbau, klang dabei jedoch nicht überzeugt. "Aber der Standort Burscheid wird die Krise überleben."