Wahl: Der Kampf ums Rathaus beginnt

Der Wahlausschuss hat entschieden, wer im August antreten darf. Die „Piraten“ sind gescheitert.

Burscheid. Noch 44 Tage bis zur Kommunalwahl. Seit gestern Abend steht amtlich fest, wer ins Rennen um die Nachfolge von Bürgermeister Hans Dieter Kahrl (CDU) ins Burscheider Rathaus geht. Vier Kandidaten haben ihren Hut in den Ring geworfen und werden im Wahlkampf um die Stimmen der Burscheider Wähler werben. Gleichzeitig treten sechs Parteien und Vereinigungen an, die um möglichst viele Sitze im neuen Stadtrat kämpfen. Der Bergische Volksbote stellt die Kandidaten und Parteien vor und analysiert die politische Ausgangslage am Beginn des Wahlkampfs.

Turbulente Tage liegen hinter den Christdemokraten. Das Chaos um die Aufstellung des Bürgermeisterkandidaten hat nicht nur für Aufregung gesorgt, es hat die Partei sogar gespalten. Seither bemüht man sich bei der Union, die 2004 mit 40,1 Prozent der Stimmen stärkste politische Kraft wurde, um Geschlossenheit.

Dennoch ziehen der 44-jährige Beigeordnete Stefan Caplan, der sich bei der Kandidatenkür durchgesetzt hat, und seine Partei aus der "Pole Position", wie CDU-Chefin Erika Gewehr sagt, in den Wahlkampf.

Eigentlich müsste SPD-Bürgermeisterkandidat Bodo Jakob aufgrund des Theaters bei der CDU jubilieren. Doch die Umfragewerte der Sozialdemokraten auf Bundesebene dürften seine Freude deutlich eintrüben. Andererseits: Wenn es Jakob gelingt, das mittelmäßige Ergebnis seines Vorgängers Wolfgang Brost von 2004 (36,2 Prozent) zu wiederholen, könnte es dank der Abschaffung der Stichwahl reichen. Positiv aus Sicht der SPD ist zudem, dass die Linkspartei nicht zur Wahl antritt.

Das Bündnis für Burscheid (BfB) ist eine Neugründung, die sich erstmals zur Wahl stellt. Bürgermeisterkandidat ist Ex-CDU-Chef Michael Baggeler (41), der nach seiner verhinderten Nominierung durch seine damalige Partei zunächst seine Kandidatur als Unabhängiger ankündigte und sich einige Wochen später später der neuen Gruppierung anschloss. Er ist zwar Außenseiter, aber nicht chancenlos.

Das BfB besteht zum Großteil aus früheren CDU-Mitgliedern, die nach dem Wirbel um Baggeler aus Protest austraten. Daher wirbt das BfB vornehmlich im bürgerlichen Lager und könnte den Christdemokraten empfindlich schaden.

Wohl keine realistische Chance auf einen Wahlsieg hat der unabhängige Kandidat Karl Ulrich Voss (58), der Ende Mai seine Kandidatur erklärte.

Im Gegensatz zum BfB ist die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) 1989 als Abspaltung aus der SPD entstanden. Seither hat sich die UWG kommunalpolitisch etabliert und wurde 2004 mit 12,1 Prozent der Stimmen drittstärkste Kraft im Rat. Dort arbeitet sie eng mit CDU zusammen, mit der sie bis zur Gründung des BfB die Mehrheit besaß. Mit dem Auftreten des BfB dürfte es der UWG schwer fallen, ihr Ergebnis zu halten.

2004 landeten die freien Demokraten bei 10,5 Prozent. Diesmal haben sie nicht zuletzt aufgrund des günstigen Bundestrends berechtigte Hoffnungen, dieses für sie gute Ergebnis Ergebnis weiter zu verbessern. Dagegen spricht, dass die FDP in Burscheid mit CDU, BfB und UWG gleich drei Konkurrenten im Kampf um die Stimmen des bürgerlichen Lagers besitzt. Das die FDP anders als 2004 keinen eigenen Bürgermeisterkandidat stellt, erhöht Stefan Caplans Chancen.

Beim Blick auf die geballte Konkurrenz dürfte es den Grünen schwerfallen, ihr gutes Ergebnis von 2004 (10,2 Prozent) zu halten. Um weiter zweistellig zu bleiben, benötigen sie die Stimmen frustrierter SPD-Wähler. Das ist zumindest nicht ausgeschlossen.

An den Formalien des Wahlgesetzes ist der Antritt der Piratenpartei gescheitert. Zwar konnte Initiator Olaf Daemen für drei Wahlbezirke Kandidaten benennen, jedoch erfolgte die Nominierung nicht wie im Gesetz vorgeschrieben per Mitgliederversammlung, wie Holger Wilke vom Wahlamt im Wahlausschuss erklärte. Diese Hürde war für Daemen auch schwerlich zu nehmen: Er ist noch kein Mitglied bei den "Piraten".