Für den Tango braucht es Lebenserfahrung und Reife

Das weibliche Quintett „Tango de Minas“ spielte am Sonntag musikalische Poesien im Kulturbadehaus.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Der dritte Klavierabend im Kulturbadehaus wurde einer Musik gewidmet, deren Ursprung ebenso gut in Uruguay wie in Finnland vermutet werden könnte: „Tango de Minas“, Tango, gespielt von fünf studierten Kölner Musikerinnen. Wie die Assoziationen Skandinavien und Lateinamerika musikalisch zusammenhängen, erklärte die Ensemble-Leiterin Claudia Glocksin auf humorvolle Weise.

Seit 2015 präsentieren die „Tango de Minas“ traditionellen Tango in einer ungewöhnlichen Form. Musikerinnen mit einem starken Bezug zu diesen gefühlsbetonten Rhythmen finden sich nur selten zu einem solch reinen Klangverbund zusammen. Erst seit zwei Jahren stehen sie vor großem Publikum und ihr Terminkalender ist bereits ausgelastet.

Eine weitere Besonderheit: Zu Flügel, Cello und Saxofon gehört ein gut bestücktes Schlagzeug-Sortiment. Dafür fehlt das in der Tango-Tradition sonst übliche Bandoneon. Mal melancholisch, mal aus der Tiefe temperamentvoll erklang der Mezzosopran von Ursula Cuesta. Die Texte ihrer Lieder entfalteten sich am empfindsamsten auf der argentinischen Amtssprache Spanisch. Einige neu arrangierte Kompositionen ließen aber auch französische Chansons und finnische Tango-Poesien lebendig werden.

Ähnlich wie bei Swing-Konzerten hatten die vier Instrumentalistinnen Gelegenheit, sich mit meisterlichen Soli vorzustellen. Johanna Stein und ihr Cello kommunizierten auf überraschende Weise miteinander, Gaby Jüttner brachte mit ihren Künsten am Schlagzeug den Burscheider Kultursaal zum Vibrieren. Miriam Neuhaus wechselte indes besonders einfühlsam zwischen Sopran-, Tenor- und Bariton-Saxofon.

Ursula Cuesta hat das Tango-Gefühl erst vor kurzem für sich entdeckt. 1999 kam sie aus Buenos Aires nach Deutschland, um hier Modedesign zu studieren und Maskenbildnerin zu werden. „Aber Singen war immer ein Teil meines Lebens. Schon als Kind stand ich gerne auf der Bühne. Hier in Deutschland habe ich viele Bands und Musikstile ausprobiert“, erzählte die Sängerin. „Für den Tango fühlte ich mich lange Zeit noch zu jung. Um ihn richtig zu verstehen, gehören Lebenserfahrung und innere Reife dazu. Das versuche ich jetzt verstärkt zu nutzen und auszudrücken.“ Erfahren sind alle fünf Musikerinnen des „Tango de Minas“. Sie sind unter anderem als freiberufliche Dozentinnen an Musikschulen in Köln und Düsseldorf engagiert.

Aus Niederkassel war Sabine Claßen, Referentin der Burscheid-Stiftung, angereist. Sie lobte die hohe Qualität der Kulturveranstaltungen in Burscheid und war von dem Ambiente des Badehauses sehr angetan. Mit einem Schmunzeln musste sie bekennen: „Tango kann ich leider nicht, aber die Musik geht mir sehr nahe.“