Fußball/Lokalderby: Freudenfest im Flutlichtschein
Der Kunstrasen lockte so viele Zuschauer wie lange nicht nach Hilgen – auch wenn der Sieger am Ende BVB hieß.
Burscheid. Flutlichtspiele haben im Fußball immer einen ganz besonderen Reiz. Woran das liegt, vermag man in Worten wohl kaum zu beschreiben. Spüren konnte man es aber Sonntagabend auf der Kuno-Hendrichs-Sportanlage in Hilgen. Ausgerechnet mit dem Stadtderby TG Hilgen gegen BV Burscheid wurde der brandneue Platz unter Flut- und Mondlicht eingeweiht. Ein besseres Spiel hätte man sich für diesen Anlass wohl nicht wünschen können. Zufälle gibt’s.
Freudestrahlend kamen sie um kurz vor sechs in Scharen zum Sportplatz. "So viele Zuschauer hatten wir selbst zu besten Landesliga-Zeiten nicht", jubelte der stellvertretende TGH-Vorsitzende Klaus Nierhoff. Anscheinend wollte viele von ihnen nicht nur das Fußballspiel anschauen, sondern auch "ihr" finanziertes Stück Kunstrasen bestaunen. Für zehn Euro pro Quadratmeter kann man nämlich als Rasenpate die Aktion unterstützen.
Das Urteil der Besucher fiel einstimmig aus. "Eine schöne Anlage", befand Stammgast Jürgen Firmenich, der sich auch schon auf die Kunstrasen-Premiere auf dem Griesberg freut. Und die Fußball-Freunde Niko Papoulidis und Georgios Mentizis erkannten: "Dieser Platz ist das Beste, das dem Verein passieren kann, und sehr wichtig für die Nachwuchsarbeit." Dass das erste Tor in Hilgen vom BVB erzielt wurde, störte nur am Rande.
Dabei hatte sich erst am Freitag nach der obligatorischen Gebrauchsabnahme durch Stadt und Architekten entschieden, dass die Premiere auf Kunstrasen tatsächlich stattfinden würde. Weil auf dem Griesberg der neue Platz erst in dieser Woche fertig werden soll, tauschten die Mannschaften kurzerhand das Heimrecht. Wegen Totensonntag war der Anstoß auf 18 Uhr verlegt worden.
Aufgrund der kurzfristigen Spielansetzung herrschte am Wochenende beim Gastgeber in Hilgen rege Betriebsamkeit. Nachdem zuerst der Sand und dann das Granulat aufgetragen und die Tore installiert waren, hatte die TGH-Mannschaft bereits am Freitagabend zum ersten Mal auf dem grünen Prunkstück trainieren und sich an den deutlich kleineren Platz im Vergleich zum Asche-Vorgänger gewöhnen können. "Die Jungs haben in den letzten Wochen auf dieses erste Spiel hingefiebert. Es ist eine richtige Euphorie entstanden", berichtete Sven Brüggemann, Abteilungsvorstand Fußball bei den Hilgenern.
Mit der Einweihung des Platzes geht für den Verein eine lange Zeit des Wartens und der Ungewissheit zu Ende. Nachdem bekannt geworden war, dass Mittel aus dem Konjunkturpaket II für den Bau von Kunstrasenplätzen verwendet werden dürfen, hatten sich BVB und TGH zunächst um den Zuschlag gestritten. Als dann feststand, dass beide Plätze erneuert würden, war die Frage der Finanzierung aufgekommen. Und sportlich mussten alle Teams von der ersten Mannschaft bis zu den Bambinis auf Plätze in Witzhelden und Wermelskirchen ausweichen.
Wo man sich auch umhörte - die Erleichterung, endlich wieder zu Hause zu sein, war überall groß. "Wir gehen in Sachen Improvisation mittlerweile auf dem Zahnfleisch. Deshalb sind wir alle heilfroh, dass das Herumkutschieren ein Ende hat", sagte Sven Brüggemann. Insbesondere das Gemeinschaftsgefühl hatte in den vergangenen Monaten gelitten. Brüggemann: "Der soziale und kulturelle Zusammenhalt im Verein beginnt heute neu."