Fußballcamp: Technik, Tore und ganz viel Spaß
Für 25 Nachwuchskicker dreht sich auf dem Griesberg eine Woche lang alles nur um den Ball. Und sie müssen dafür nichts bezahlen.
Burscheid. Im wirklichen Fußballspiel ist ein Lattentreffer mit das Schlimmste, was einem Stürmer passieren kann. Aber jetzt auf dem Sportplatz Griesberg ist ganau das die Herausforderung. 25 Kinder zwischen elf und 15 Jahren versuchen mit Feuereifer, die Latte zu treffen. Haben sie es geschafft, wird der Abstand vergrößert — es gibt die Staffelung Amateure, 2. Liga, 1. Liga und Champions League.
Hayrush Islami beobachtet das Treiben vom Spielfeldrand. Der 33-jährige Jugendleiter des BV Burscheid hält beim 1. Burscheider Fußballcamp die Fäden in der Hand. Bis zum vergangenen Jahr hat er noch in der ersten Mannschaft mitgespielt, er ist inzwischen im Besitz der Trainer-B-Lizenz des Deutschen Fußball-Bundes und einer dieser Fußballverrückten. Aber er sagt: „Der Spaßfaktor steht an oberster Stelle.“
Na klar, die Jungs auf dem Platz sollen auch etwas lernen — und brennen darauf. Schließlich befinden sie sich im goldenen Lernalter. Balltechnik, die sie sich jetzt aneignen, geht nicht mehr so einfach verloren. Und die Teilnehmer können von den Bällen nicht lassen, obwohl weit mehr als die Hälfte keinem Verein angehört.
Eine Woche haben sie die Möglichkeit, ihre Ferien auf dem Platz zu verbringen. Weit mehr Kinder als die 25 angemeldeten hätten auch noch gerne teilgenommen. Denn das Angebot ist kostenlos. Die Anmeldekaution von 20 Euro dient nur dazu, die Nachwuchskicker zu regelmäßiger Teilnahme und einem rücksichtsvollen Verhalten auf dem Sportgelände anzuhalten. Am Ende des Camps gibt es das Geld zurück.
Viele von denen, die jetzt dabei sind, hat Islami früher nur am Spielfeldrand zuschauen sehen. Denn eigentlich stimmt das mit dem 1. Fußballcamp nicht wirklich. Mit seiner damaligen D-Jugend hatte Islami schon vor Jahren ein eigenes Camp durchgeführt und dann in den vergangenen beiden Jahren die Camps verfolgt, die vom damaligen BVB-Trainer Marcus Feinbier organisiert worden waren.
Das Problem der bisherigen Camps: Die Teilnahme kostete Geld. 150 bis 200 Euro sind üblich für eine Woche — für Kinder aus sozial und finanziell schwächeren Familien ein unerreichbares Vergnügen.
Dass sie jetzt dabei sein können, verdanken sie dem Förderprogramm „Bündnisse! Bewegung — Bildung — Teilhabe“ der Deutschen Sportjugend. In Burscheid haben sich dafür Vereine, Schulen, Ganztag und Stadt zu einem Bündnis zusammengeschlossen, die Federführung hat der Tischtennisclub (TTC) Grün-Weiß übernommen
TTC-Vorstandsmitglied Bernhard Pautsch steht auch jeden Tag auf dem Platz. Er kennt viele der Jungs aus den Sportkursen, die er und Islami im Rahmen des Ganztags an der Friedrich-Goetze-Hauptschule geben. Dort haben sie für das Camp geworben und damit offene Türen eingerannt.
Pautsch beobachtet zufrieden, dass auch vier Sporthelfer in die Organisation des Camps eingebunden sind, ebenfalls Hauptschüler, die für ihre Sporthelferausbildung sowohl eine theoretische Schulung absolviert als auch Praxiserfahrung an der Seite von BVB-Trainern gesammelt haben.
Vormittags stehen die Technikübungen auf dem Programm des Camps, nachmittags wird gespielt — mit immer neu zusammengelosten Mannschaften und selbstredend nach den Regeln des Fair Play. Einen Schiedsrichter gibt es nicht. Dazwischen kommt das Mittagessen auf den Tisch, kostenlos zur Verfügung gestellt von der Catering- und Schulverpflegungsfirma Uwe Nickut.
Inzwischen baumeln in den Torwinkeln abgenutzte Fahrradreifen. Die Aufgabe: durch sie ins Tor zu treffen. Genau in den Winkel, das sind die schönsten Treffer. Es gibt wieder gestaffelte Abstände: Amateure, 2. Liga, 1. Liga, Champions League. Und wer von den 25 wollte nicht wenigstens einmal international spielen?