Erstaufnahme Gebäude in Müllersbaum bald bezugsfertig

Auch der dritte Informationsabend zu den Flüchtlingen verlief konstruktiv — mit bewegenden und heiteren Momenten.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Die Stimmung mag andernorts konfliktgeladener sein, in Burscheid ist das beim Thema Flüchtlinge weiter nicht zu beobachten: Auch die dritte städtische Informationsveranstaltung, diesmal in der voll besetzten evangelischen Kirche in Hilgen-Dünweg, verlief ruhig und konstruktiv — nicht euphorisch, aber von dem erkennbaren Bemühen geprägt, die Menschen, die hier untergebracht werden, bestmöglich zu unterstützen.

Bürgermeister Stefan Caplan kündigte an, in wenigen Tagen auch die Unterkunft Müllersbaum 20 als bezugsfertig für die Erstaufnahme von Flüchtlingen zu melden. Nachdem die beiden anderen Einrichtungen in der Höhestraße 40 und in der Hans-Hoersch-Halle mit jeweils knapp 50 Personen praktisch ausgelastet sind, sollen in Hilgen noch einmal 50 bis 70 Flüchtlinge im Auftrag des Landes vorübergehend unterkommen.

Bewegendster Moment des Abends war die Schilderung der Ankunft durch Dennis Bracht, zuständiger Koordinator des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) für die Erstaufnahme in der Höhestraße 40. Als er davon erzählte, wie dankbar die ankommenden Flüchtlinge dafür sind, erstmals nach Wochen wieder ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen zu haben, kämpfte er mehrfach mit den Tränen. „Das nimmt einen mit, wenn man so nah an den Menschen ist“, sagte er entschuldigend.

Geradezu heiter fiel dagegen der Bericht von Helmut Müller über die medizinische Untersuchung der Neuankömmlinge in den Erstaufnahmeeinrichtungen aus: „Das hat Spaß gemacht!“ Verständigungsprobleme löste der in Hilgen seit Jahrzehnten etablierte und bekannte Hausarzt in robust-humorvoller Weise: „Wenn da jemand war, der Englisch konnte, habe ich mir den geschnappt und er musste bleiben, bis jemand kam, der besser Englisch konnte.“

Seit gestern hat die Stadt stundenweise eine zweite Sozialarbeiterin beschäftigt, die sich ausschließlich der Flüchtlingsarbeit widmet. Auch ein zusätzlicher Hausmeister ist laut Caplan eingestellt worden.

Nur vereinzelt gab es kritische Anfragen aus dem Publikum. Eine Frau befürchtete herablassendes Verhalten der vielen ankommenden jungen Männer gegenüber Frauen. Und mehrfach wurde nach der Bereitschaft der Flüchtlinge gefragt, Deutsch zu lernen. Aber negative Vorfälle sind bisher in Burscheid nicht bekannt. Und der ehrenamtlich angebotene Schnupperkurs Deutsch in der Höhestraße 40 ist nach Aussage von Dennis Bracht „inzwischen der Höhepunkt des Tages, wichtiger als das Mittagessen“.