Ukraine-Krieg Die ersten Flüchtlinge sind da

Kreis Viersen · In den Kommunen laufen die Vorbereitungen für die Aufnahme der ukrainischen Flüchtlinge auf Hochtouren, während die ersten schon eintreffen. Die Bereitschaft, privat Zimmer zur Verfügung zu stellen, ist groß.

Foto: dpa/Robert Michael

Die Kommunen im Kreis bereiten sich auf die Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge vor, während bereits die ersten Menschen aus den umkämpften Gebieten in den Gemeinden am Niederrhein ankommen. Vom Land gibt es aktuell noch keine Zuweisungen von Flüchtlingen aus der Ukraine, bestätigen die Kommunen Kempen, Grefrath und Willich.

In Kempen sind etwa 10 bis 15 Personen in Privatunterkünften untergebracht. Weitere sieben wurden für den Montag noch erwartet, die vorübergehend in der Unterkunft an der Tönisberger Straße wohnen sollen. Darüber hinaus haben gut eine Handvoll weiterer Privatpersonen Wohnungen und Zimmer für Flüchtlinge angeboten. Wer Unterkünfte anbieten will, kann sich über ukrainehilfe@kempen.de melden. 

 Auch in Grefrath sind die ersten Flüchtlinge eingetroffen. Es sei der Gemeinde bekannt, dass einige Geflüchtete privat in Grefrath untergekommen sind, bestätigte die Gemeindesprecherin Ulrike Gerards. „Wir richten zurzeit die Unterkünfte ein, die uns für Geflüchtete zur Verfügung stehen, damit sie im Bedarfsfall auch direkt bezogen und bewohnt werden können“, sagt Jens Pelzer, der im Grefrather Sozialamt für Asylangelegenheiten zuständig ist. Benötigt werden dafür zurzeit noch Speiseteller und Suppenteller sowie Besteck und Töpfe. Nicht benötigt werden etwa Kaffeeservices, Bräter, Kaffeekännchen oder ähnliches. „Es wäre hilfreich, wenn uns Spender vorab ein Foto von ihren Sachspenden schicken könnten, damit wir gleich vorsortieren können“, bittet Jens Pelzer um Verständnis.

Zahlreiche Privatpersonen
bieten Unterkünfte an

Nach dem Aufruf von Bürgermeister Stefan Schumeckers bei der Friedensaktion auf dem Marktplatz am Donnerstag gab es von acht Privatpersonen in der Gemeinde Angebote, zwischen einem und fünf Menschen aufnehmen zu können. Wer noch Unterkünfte zur Verfügung stellen möchte, kann sich per E-Mail an asylangelegenheiten@grefrath.de wenden.

 In Willich sind es aktuell 13 Flüchtlinge, „von denen wir wissen, dass sie in der Moltkestraße in der Notunterkunft angekommen sind. Wie viele privat angekommen sind, wissen wir nicht“, sagt die zuständige Willicher Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger. „Die Flüchtlinge sind gesund, erleichtert und vor allem dankbar.“ Das fange bei scheinbaren Selbstverständlichkeiten an. „Eine Mitarbeiterin hat am Samstag noch für sie eingekauft, und als sie das dort verteilt hat, da zeigten sich die Menschen unfassbar dankbar.“ Von der medizinischen Seite aus sei ein Arzt vor Ort, der häufig die Moltkestraße besucht. Und in Sachen Bürokratie gebe es zum Glück auch keine großen Hürden. „Die Flüchtlinge müssen keinen Antrag auf Asyl stellen, können sofort einreisen und erhalten Geld nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.“

Mit wie vielen Flüchtlingen wann zu rechnen ist, da gebe es noch keine Signale. „Es gibt dieses EU-Massenzustromrichtlinienverfahren, wo erst einmal geschaut wird, wie viele kommen. Dann wird das verteilt auf die Länder und dann auf die Kommunen. Viele bleiben ja auch zunächst in den Anrainerstaaten. Da ist im Moment seitens des Landes nichts strukturiert.“ Am Montagmittag gab es dazu noch eine Videokonferenz mit dem NRW-Ministerium und dem Städtetag, über den man die Anregungen der Kommunen einspeisen könne. „Wir tun alles, um Flüchtlinge aufzunehmen und unseren Beitrag zu leisten, die Not zu lindern. Das ist wenig genug, was wir tun können.“

Schwerdtfeger ist aber froh darüber, dass sich bei der Stadt „reichlich Menschen für eine Übernachtung von Flüchtlingen“ angeboten haben. Da müsse man noch sehen, wie man das strukturiere. „Wir haben aber noch nicht so viele Flüchtlinge wie Zimmer“, sagte sie.

Auch in Tönisvorst ist die Hilfsbereitschaft groß. Es haben sich mehrere Familien gemeldet, die sich für eine Aufnahme von Flüchtlingen anbieten. Bislang sind eine Handvoll Personen angekommen, so die Stadt — einige von ihnen erst am Montag nachmittag. Drei wurden von städtischer Seite aus untergebracht, der Rest privat.