Glücksfall für die Flüchtlingshilfe

Nargis Safi kam als Geflüchtete aus Afghanistan. Jetzt ist sie als Bufdi bei der Stadt und hilft anderen Flüchtlingen. Die Stadt geht damit neue Wege.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Wenn Nargis Safi nicht weiter weiß, wendet sie sich an Monika Wagner. Nicht nur sprachlich. Sie lehnt sich auch schon einmal zu ihr rüber und sucht den Kontakt. Die beiden sind eng miteinander. Das merkt, wer sie trifft. Wagner unterstützt Safi. Sie arbeitet bei der Flüchtlingshilfe in Burscheid und Safi ist selbst Geflüchtete. Aber sie ist mehr als das, mehr als ein Fall für Wagner. „Sie ist ein Glücksfall“, sagt Wagner.

Foto: Doro Siewert

Denn Safi ist die erste Geflüchtete, die im Rheinisch-Bergischen Kreis und somit in Burscheid, von der Geflüchteten zur Helferin für Geflüchtete geworden ist — jedenfalls offiziell. Denn seit Juni leistet die Bundesfreiwilligendienst bei der Flüchtlingshilfe der Stadt, bei Monika Wagner.

Die Geschichte beginnt aber woanders. Die 28 Jahre alte Nargis Safi kommt eigentlich aus Afghanistan. Und eigentlich wollte sie gar nicht nach Deutschland kommen, sondern nach Schweden, wo sie Verwandte hat. Der Weg führte sie über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Deutschland nach Schweden — das sie aber nach einem halben Jahr verlassen musste, weil sie bereits in Ungarn registriert worden war. Sie kam nach Deutschland, stellte einen Asylantrag und landete erst einmal in einer Erstaufnahmestelle des Landes in Lüdenscheid, bevor sie nach Burscheid geschickt wurde. Das ist jetzt ein knappes Jahr her.

Seitdem nimmt sie an Kursen und Angeboten der Flüchtlingshilfe teil - etwa im Tri Café. „Sie war von Anfang an sehr engagiert“, sagt Marco Fuss, stellvertretender Leiter des Amts für Sicherheit, Ordnung und Soziales bei der Stadt. Sie hat an Nähkursen teilgenommen, und etwa auch an Mutter-Kind-Kursen, um die Sprache zu lernen. mehr Praxis zu bekommen. Sie hat sich dabei auch schnell als Hilfe herausgestellt. Denn Safi spricht mehrere Sprachen und Dialekte wie Persisch und Paschto, die Landessprachen Afghanistans, Englisch — und zunehmend auch Deutsch. Monika Wagner sagt, sie sei „sehr offen, hilfsbereit und gut vernetzt unter den Flüchtlingen.“ So konnte sie schnell als Mittlerin agieren und den Flüchtlingen helfen, sich bei Ämtern und Ärzten verständlich zu machen.

Und so wurde ihr Engagement von einer freiwilligen, ehrenamtlichen Basis auf eine professionellere gehoben. Fuss sagt, dass Burscheid mit ihr die erste Kommune im Kreis ist, die einen Flüchtling als Bufdi einsetzt. Und Safi freut sich darüber. „Ich bin sehr froh darüber“, sagt sie. „Das ist eine Chance für mich.“ Eine Chance, selbst mehr zu lernen, ihr Deutsch zu verbessern, aber auch zu arbeiten und ihre beruflichen Erfahrungen zu vertiefen.

Safi ist nicht das erste Mal in der sozialen Arbeit beschäftigt. Schon in Afghanistan hat sie sich für Frauen und Frauenrechte eingesetzt und über Geburtenkontrolle informiert — eine Arbeit, die letztlich dafür gesorgt hat, dass sie flüchten musste. Zusätzlich hatte sie schon fünf Semester Jura studiert.

Das Jahr im Freiwilligendienst soll ihr eine Entscheidungshilfe sein, ob sie weiter in Richtung soziale Arbeit gehen will oder doch lieber etwas Juristisches machen möchte. „Ich mache gerade noch meinen Deutschkurs. Und danach möchte ich eine Ausbildung machen“, sagt sie, in etwas wackeligem, aber sehr verständlichem Deutsch, das sie immer mal wieder mit englischen Begriffen ausfüllt, wenn Vokabeln fehlen.

Eigentlich dachte Safi, Burscheid sei ihr zu klein. Sie komme aus einer großen Stadt und dachte, das sei hier nichts für sie. Aber mittlerweile ist sie glücklich hier. „Ich habe viele Freunde und Kollegen“, sagt sie. Und eben den Job und die Hoffnung, dass daraus einmal mehr wird.

Die Stadt bietet schon seit 2015 Bufdi-Stellen im Flüchtlingsbereich. „Wir sind grundsätzlich offen, auch Flüchtlinge einzustellen“, sagt Marco Fuss. Die können sich ganz normal bewerben, sagt er. So wie Nargis Safi. „Wir haben damit nur gute Erfahrungen gemacht. „Sie ist zufrieden, wir sind zufrieden, alle sind zufrieden“, sagt er.