Göttlicher Segen für neue Gaststätte
Am Samstag wurde der Alte Bahnhof in Burscheid eröffnet. Die Möbel kamen gerade noch rechtzeitig. Zu trinken gibt es Bier aus Bayern.
Burscheid. Fast wäre nichts daraus geworden. Die Feierlichkeiten zur Eröffnung des Alten Bahnhofs Burscheid standen auf der Kippe. Die Liste der geladenen Gäste war lang. Prominenz aus dem Sport und der Politik kündigten sich an, worüber sich Mohamed Charara als Betreiber der neuen Gaststätte natürlich sehr freute.
Allerdings hatte er kurz vor dem großen Tag doch Schweißperlen auf der Stirn. Denn fertig war das Interieur noch lange nicht. 30 Stunden vor dem Festakt fehlten noch die Möbel. Kein Tisch, keine Theke, keine Stühle. Einfach nichts.
Als Hermann Goß das hörte, setzte er seine Hoffnungen in den himmlischen Beistand, der die Brauerei Weltenburger Kloster ja seit jeher begleite. „Dein Wort in Gottes Gehörgang“, soll der Brauereidirektor zu dem Burscheider Geschäftsmann gesagt haben.
Irgendwie klappte alles noch rechtzeitig, was aber nicht dafür sorgte, dass die Nervosität bei Mohamed Charara nachlassen würde. Angespannt begrüßte er am Samstagnachmittag die geladenen Gäste in dem historischen Gebäude, in das er nicht nur viel Geld gesteckt hatte, sondern mindestens genauso viele Nerven und Geduld.
Der alte Bahnhof, der von 1881 bis 1991 tatsächlich als solcher genutzt wurde, verfiel im Laufe der Jahre immer mehr. Das Haus war ein trauriger Anblick am Rande der Balkantrasse. Randalierer e brachen ein, besprühten die Wände mit Liebesschwüren und zerschlugen die Fenster.
Wie es früher an diesem Ort ausgesehen hatte, zeigten die Fotos auf den Flachbildschirmen, die nun in fast jeder Ecke des Gebäudes hängen, ganz deutlich. „Ich bin teilweise an diesem Projekt verzweifelt“, gab Charara zu. „Ich dachte mir aber, dass man den Bahnhof nicht verfallen lassen sollte.“
So kam es seinerzeit dazu, dass der Geschäftsmann Bürgermeister Stefan Caplan ansprach, der wiederum den Kontakt zur Deutschen Bahn vermittelte. Als Wegbereiter der Gaststätte durfte Caplan dann am Samstag natürlich auch das Fass anschlagen, das die Brauerei Weltenburger Kloster natürlich sponsorte.
Unter der Flagge der Brauerei steht die Gaststätte nun. Der Gerstensaft aus Bayern wird an der Balkantrasse ausgeschenkt. Dazu gibt es eine umfangreiche Speisekarte mit deftigen Snacks. Der Alte Bahnhof Burscheid soll eine Vorzeige-Gaststätte werden, so wünschte es sich Hermann Goß, der Charara auf verschlungenen Pfaden in Rio de Janeiro zufällig kennenlernte.
Er lud den Burscheider ein, die brasilianische Brauerei zu besichtigen. In 29 Ländern der Welt ist die bayerische Firma vertreten. Nachtragend schilderte Charara, dass die Anreise statt der angekündigten halben, gleich über drei Stunden dauerte. Als Entschädigung folgte ein Rundflug über Rio, was der Beginn einer Geschäftsfreundschaft ebnen sollte. Noch am Flughafen beschlossen die Männer, mal gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.
Dass Charara jetzt aber die Gaststätte führt, war nicht so geplant. Er suchte vergebens nach einem Pächter, bis er sich auch auf Anraten seines bayerischen Freundes dann doch dazu entschloss, es selbst zu tun. Charara hatte bereits Erfahrungen in der Gastronomie und führte ein italienisches Restaurant.
Was dann noch fehlte, war aus Sicht der Brauerei-Chefs der göttliche Segen. Eng sind die Kontakte zur katholischen Kirche schon aus der Geschichte heraus immer gewesen. Peter Hubbauer war als Prälat der Diözese Regensburg gekommen, um das Gebäude und die Mitarbeiter der Gaststätte zu segnen.
Der Kirchenvertreter sitzt im Verwaltungsrat der Brauerei. Ein Teil des Gewinns geht an die katholische Kirche, weshalb der Segnung große Bedeutung zugemessen wurde. „Wir haben in Regensburg so eine ähnliche Gaststätte für Radler. Da bekommt man kaum einen Platz, weil es immer so voll ist“, sagte Hubbauer. So groß soll der Erfolg auch in Burscheid werden.