Grünen-Kandidat Langenbucher: Ein Schwabe mit Hang zur Haushaltsdisziplin
Der gebürtige Stuttgarter Jürgen Langenbucher ist erst in Leichlingen Mitglied der Grünen geworden.
Rhein-Berg. Kreis. „Wie Sie haben mich angerufen?“ Jürgen Langenbucher guckt fragend. „Das Handy liegt doch zu Hause. Ist nur mein Anrufbeantworter“, erklärt er, während er seine dunkelblaue Allwetterjacke aufhängt. Das Mobilteil hingegen, das er — in einer Hülle verpackt — aus seiner Jeanstasche zieht und auf den Tisch legt, zeigt keine Nachrichten. „Die Nummer gebe ich nur selten heraus.“
Jürgen Langenbucher ist vorsichtig. „Privat muss privat bleiben“, sagt der 46-Jährige. Deshalb schlägt er auch ein Treffen im Leichlinger Café am Stadtpark vor. Ein Schwabe eben, bedächtig und bodenständig.
„Der Liebe wegen“ hat es Langenbucher, den gebürtigen Stuttgarter, ins Rheinland verschlagen. Genauer gesagt, wegen seiner Frau Birgit Streich. Die beiden leben jetzt seit sieben Jahren in Witzhelden. Ländlich-idyllisch. „Dort den Sonnenuntergang zu erleben, das ist für mich wie Urlaub.“
In Leichlingen beginnt für ihn auch genau die richtige Zeit, „um richtig Gas zu geben“. Ein ungewöhnlicher Ausdruck fürs schwäbische Naturell. Langenbucher ist kein Hoppla-jetzt-komm-ich-Typ — eher einer, der erst einmal sehr sorgfältig überlegt.
Einer, der morgens auf jeden Fall seinen Kaffee braucht und außerdem gutes Essen liebt. Am liebsten selbst gemachten Gulasch und das „Beste von Schwiegermutters und Mutters Rezepten — in einem Topf.“
Im Süddeutschen hat er gelernt, wie viel man erreichen kann, wenn man Mitstreiter hat. In Leichlingen knüpft er mit seinem Eintritt bei den Grünen daran an. Er sitzt im Stadtrat — stets gut vorbereitet, ruhig und gelassen. Haushalt und Finanzen sind dem Mann wichtig — „Der Schwabe hat halt einen Hang zur Sparsamkeit“ — und, dass Behinderte gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. „Keiner darf zurückgelassen werden.“
Ein Feld, das ihm schon von Berufs wegen gut vertraut ist. Langenbucher arbeitet als Sozialpädagoge beim Landschaftsverband Rheinland und kümmert sich um die Belange von Menschen mit Handicaps.
Sein Stadtratsmandat möchte er behalten, auch wenn es für einen Platz im Landtag reicht. Über die Liste ist Langenbucher allerdings nicht abgesichert, „Klappen kann es nur mit einem Direktmandat.“ Auf Stimmen setzt er vor allem bei unentschlossenen CDU-Wählern.
Seine Hobbys muss Langenbucher im Moment wegen des Wahlkampfes vernachlässigen. Er ist Musikfan, hat früher in einer Band Bass gespielt. Heute ist er mit seiner Frau auf großen Rockkonzerten unterwegs: bei dem Australier Michael Vdelli oder den US-amerikanischen Rockern Tito und Tarantula.
Da hört er nicht nur hin, sondern drückt auch auf den Auslöser. Denn Fotografie ist eine zweite große Leidenschaft von ihm. „Vom Konzertgraben aus hat man eine tolle Perspektive.“ Und ausgefallene Motive dazu.
In der nächsten Zeit wird daraus allerdings nichts werden, höchstens der eine oder andere Blick ins Buch könnte möglich sein. Wobei: „Die Glasbücher der Traumfresser“ von Gordon Dahlquist findet er noch ein wenig zäh. Aber gelesen wird bis zur letzten Seite: „Es ist ja bis zum Schluss bezahlt.“ Ein Schwabe eben.