Gut Landscheid-Eröffnung: Mischkonzept stellt sich dem Praxistest

Restaurant, Hotel, Therapie – das neue Gut Landscheid setzt auf ein zahlungskräftiges Publikum.

Burscheid. "Haus Landscheid vor ungewisser Zukunft", lautete im Sommer 2000 die Schlagzeile im BV. Damals war mit Verzögerung bekanntgeworden, dass Kurt Lammert, Gesellschafter der Klinik Wersbach, den einstigen Rittersitz für umgerechnet rund 715 000 Euro ersteigert hatte. Jetzt, gut zehn Jahre später, steht Lammert am Rednerpult und antwortet auf die selbstgestellte Frage, ob sich seine Investitionen je amortisieren werden: "Ich weiß es auch nicht."

Der lapidare Satz klingt zwar auch wieder nach ungewisser Zukunft, aber die Vorzeichen haben sich radikal verändert. Über sechs Millionen Euro hat Lammert in die Hand genommen, um das traditionsreiche Haus mit seiner zuletzt quälend langen Leerstandsgeschichte völlig umzukrempeln. Geld, dessen Verwendung dem Besucher an allen Ecken und Enden ins Auge springt. Jetzt muss sich das mit Finanzkraft verfolgte Mischkonzept in der Praxis beweisen. Ab Samstag hat es Gelegenheit dazu: Dann wird Eröffnung gefeiert.

Hotel, Restaurant, Therapiebetrieb - dass die Adressaten weniger die Normalverdiener sind, zeigt die Ausstattung aller drei Säulen des nun als Gut Landscheid firmierenden Anwesens. Schon die 15 Zimmer in sechs Kategorien, individuell gestaltet, heben sich augenfällig vom Einerlei der Businesshotels ab.

Wie die Zimmer bemüht sich auch der Restaurantbetrieb um die richtige Mischung aus Modernität und Tradition. "13null1" nennt er sich - in Anspielung auf das Jahr 1301, in dem Landscheid erstmals urkundlich erwähnt wurde. Nach den damaligen Vertragszeugen Rolando und Joanne sind daher auch die beiden Multifunktionsräume des Hotels benannt.

Und dass auch im medizinisch-therapeutischen Zentrum nicht die Kassen-, sondern die Privatpatienten erwartet werden, verdeutlicht der ärztliche Leiter Christoph Florange in seiner Schilderung der vier Schwerpunkte.

So will sich die in Landscheid angesiedelte dermatologische Praxis vor allem "ästhetischen und kosmetischen Behandlungen" widmen. Das Institut für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) unter Leitung von Yuele Gao befasst sich mit Schmerztherapie und Akupunktur. Daneben gibt es in Kooperation mit der Klinik Wersbach psychotherapeutische Angebote.

Bleibt als Viertes noch das "Institut für Leistungsoptimierung in Management und Sport", kurz ILO genannt. Es hat mit Gernot Emberger einen Sportwissenschafter und Sportpsychologen gewinnen können, vor allem aber zwei zugkräftige Prominente: den ehemaligen Bundesligaprofi und Nationalspieler Jens Nowotny sowie Dieter Trzolek, den langjährigen und legendären Physiotherapeuten von Bayer Leverkusen, derzeit in Diensten des 1. FC Köln.

Ihn habe nach dem Tod von Robert Enke vor allem die Heuchelei gestört, sagt Nowotny. Er wisse um den enormen Druck, der auf Profisportlern laste. Mit seiner Erfahrung ("Ich habe einiges erlebt, vom Kreuzbandriss bis zur verpassten WM") will er Verbindungen zwischen Sportlern und der "360-Grad-Betreuung" in Landscheid herstellen.

Viele Konzepte, die jetzt fruchten sollen. "Wir müssen nicht sofort Geld verdienen", sagt Lammert. Aber irgendwann wäre es doch ganz schön.