Seniorenbeirat Hartnäckig beim Verhandeln, aber mit Herz beim Zuhören

Burscheid · Der Seniorenbeirat der Stadt Burscheid existiert seit 20 Jahren. Nun steht wieder eine Neuwahl des Gremiums an. Die alte Garde mit der Vorsitzenden Barbara Sarx-Jautelat tritt fast komplett ab.

v.l.: Mitglieder des scheidenden Seniorenbeirats mit Gerd im Sande, Gisela Krell, Heidi Schwamborn und Barbara Sarx-Jautelat sowie Bürgermeister Stefan Caplan (2.v.l.) und dem zuständigen Koordinator bei der Stadtverwaltung, Christoph Haendeler (hinten).

Foto: Siewert, Doro H503799

 Fast jeder Vierte in Burscheid ist 60 Jahre und älter. Und diese nicht unerheblich große Gruppe von exakt 5184 Menschen in der Stadt ist gut vertreten, findet Bürgermeister Stefan Caplan. „Wer an der Stelle nichts zu sagen hat, ist selber Schuld.“ Dennoch sagt die scheidende Vorsitzende des Seniorenbeirats, Barbara Sarx-Jautelat, – die mit ihrem Gremium das Bindeglied dieser Gruppe zur Verwaltung ist –, dass die Mitsprache der älteren Menschen ausgeprägter sein könnte. „Ich würde mir wünschen, dass die Senioren ein bisschen politischer werden, dass sie sich mehr einmischen.“

Im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen hat die Stadt Burscheid ein Forum für ältere Menschen. Die Mitglieder des Seniorenbeirats sind Zuhörer, Seelsorger und Sprachrohr zugleich und feiern in diesen Tagen das 20-jährige Bestehen des Gremiums. Das aktuelle Team muss nach fünfjähriger „Dienstzeit“ abtreten, so ist es nach den Statuten vorgesehen. Eine Neuwahl steht an (siehe Kasten), bis auf Heidi Schwamborn stellt sich niemand der Akteure einer Wiederwahl. Mit der Vorsitzenden Barbara Sarx-Jautelat, die seit 2004 Vorsitzende ist, hören auch Christel Knobel (seit 20 Jahren dabei), Gisela Krell, Sigrid Linden und Gerd im Sande auf.

Vor 20 Jahren wurde der
erste Seniorenbeirat gewählt

Am 13. Juni 1999 erfolgte die erste Direktwahl des Seniorenbeirates. Das seit 1975 bestehende Vorgänger-Gremium setzte sich aus Vertretern von Wohlfahrtsverbänden und der Ratsfraktionen  zusammen. Offizielle Aufgabe des Seniorenbeirates ist die Vertretung der Interessen und Belange der Senioren gegenüber dem Rat der Stadt, der Stadtverwaltung und der Öffentlichkeit. Diese Aufgabe nimmt der Seniorenbeirat unter anderem wahr, indem er in die Fachausschüsse des Rates der Stadt Burscheid sowie in den Integrationsbeirat und den Burscheider Beirat Inklusion beratende Mitglieder aus seinen Reihen entsendet. Sie erhalten – genau wie die Kommunalpolitiker – alle Informationen und Beratungsunterlagen und können so in den Gremien mit beraten und Denkanstöße und Anregungen geben.

Doch was sich so bürokratisch und technisch anhört, ist in Wirklichkeit Dienst am und mit dem Menschen. Beispielsweise der Kontakt zu bedürftigen Senioren, die vor Weihnachten aufgesucht werden, damit sie ein kleine, persönliche Sehnsucht für die Wunschbaumaktion äußern können. Eine Schachtel Pralinen vielleicht – oder ein Pfund Kaffee. „Das wird mir sehr fehlen“, sagt Barbara Sarx. Und Gisela Krell ergänzt selbstbewusst: „Aber sie werden uns auch vermissen.“

„Wir sind eigentlich in vielen Dingen sehr erfolgreich gewesen“, sagt die Vorsitzende, die auch eine gewisse Hartnäckigkeit beim Verhandeln mit der Stadt als Grundlage für den Erfolg der Arbeit sieht. Es gebe auf Wunsch mehr Bänke in der Stadt, seit 2015 existiere das Erzählcafé, es werde regelmäßig ein neuer Seniorenwegweiser aufgelegt, es gebe Exkursionen, Kochkurse und vieles mehr. Und wenn auch der neue Seniorenbeirat selbst entscheide, was er in den kommenden Jahren plant, bleibe auf jeden Fall das Stadtteilkino erhalten. So viel sei jetzt schon klar.

Nur mit der Angehörigengruppe Demenz habe man keinen Erfolg gehabt. „Das ist nicht gelaufen“, sagt Barbara Sarx. Die Scham in einer kleinen Stadt wie Burscheid sei zu groß, wenn ein Besucher gesehen werde.