Haus der Kunst nicht mehr kostenlos
Niedrige Zinsen zwingen die Stiftung dazu, neue Einnahmequellen zu erschließen. Aber die Vereine sind schockiert.
Burscheid. Für manchen musiktreibenden Verein war der Brief der Paul-Luchtenberg-Stiftung ein Schock zum Jahresende: Ab 2014 kann das Haus der Kunst nicht mehr kostenlos genutzt werden. Und die Gebühren sind aus Vereinssicht durchaus happig. „Ich war erschlagen ob der Höhe der Gebühren, die man uns auferlegt“, sagt beispielsweise Michael Brückner, Vorsitzender des MGV Dürscheid. Zwar habe er Verständnis, dass die Stiftung aufgrund der niedrigen Zinsen andere Einnahmequellen auftun müsse, „aber im Vorstand sind angesichts dieser Kosten alle betroffen“.
Zumal der MGV im kommenden Jahr sein 125-jähriges Bestehen mit einer ganzen Reihe von Auftritten im Haus der Kunst feiern will. „Wir haben zwar zum Jubiläum Gott sei Dank mehrere Geldtöpfe angezapft. Aber wir müssen trotzdem abwarten, ob wir das alles jetzt noch stemmen können.“
Seine Amtskollegin Ingrid Meding-Arndt (Dürscheider Dreiklang) geht noch weiter: „Auftritte im Haus der Kunst werden für uns zu diesen Bedingungen gar nicht mehr möglich sein.“
Sie macht folgende Rechnung auf: Für das jährliche Konzert im Haus der Kunst, eine mittlerweile 17-jährige Tradition, müssten schon eine Sopranistin und eine Pianistin verpflichtet werden. Dazu kommt das Honorar für den Chorleiter. Wenn jetzt noch weitere 500 Euro für Generalprobe, Konzert und das Klavierstimmen aufgebracht werden müssten, sei der Auftritt nicht mehr finanzierbar. „Bisher haben wir die Einnahmen benutzt, um unsere Ausgaben während des ganzen Jahres zu decken, weil wir als kleiner Chor ja kaum Beitragseinnahmen haben.“
„Das ist alles nicht schön“, sagt auch Klaus Küpper, Geschäftsführer der Paul-Luchtenberg-Stiftung. Aber die Stiftung stehe vor einem Dilemma: Ihre satzungsgemäßen Aufgaben dürfe sie nur mit den Erträgen aus dem Vermögen finanzieren, ohne das Kapital selbst anzugreifen. Die Geldanlagen laufen aber nach und nach alle aus. Und die Neuanlage erfolgt dann zu den derzeit deutlich niedrigeren Zinsen.
„Derzeit erhalten wir im Schnitt noch knapp sechs Prozent, zum Teil sogar darüber. Künftig werden es höchstens drei Prozent sein, und das noch für längere Zeit, wie alle Experten erwarten“, sagt Küpper. Mit nur 40 bis 45 Prozent der heutigen Einnahmen lasse sich aber das Haus der Kunst mit Unterhaltung und Hausmeister nicht mehr finanzieren.
„Selbst die Gebühren und zusätzliche Mieteinnahmen in unserem Haus in der Montanusstraße reichen nicht aus, um den Verlust aufzufangen“, sagt Küpper. „Wie wir den Rest schaffen sollen, weiß ich auch noch nicht.“ Darum könne es bei der neuen Gebührenordnung auch keine Ausnahmen geben. Sonderregelungen wurden nur mit den Dauernutzern wie der Musikschule und der Chorgemeinschaft, die auch im Haus der Kunst probt, vereinbart. In diesen Fällen wird die Nutzung inklusive der Konzerte mit einer Pauschale abgegolten.