Burscheid Hund im Rollstuhl: Burscheider Verein hilft Missy auf die Beine
Kristin Rottmann setzt sich mit ihrem Verein dafür ein, einem Hund mit Handicap aus dem Rollstuhl zu helfen. Missy sucht ein neues Herrchen.
Burscheid. Missy ist eine Kämpfernatur. Das hat Kristin Rottmann gleich erkannt. Seit etwas mehr als einer Woche lebt Missy nun in Burscheid. Jeder Passant dreht sich um, wenn er sie sieht. Sie ist anders als ihre Artgenossen.
Der Grünstreifen am Bolzplatz Griesberg ist ihr Revier. Hier beschnüffelt die Mischlingshündin das Gras, hier setzt sie die Pfoten an, um in der Erde zu buddeln. Doch es klappt nicht. Ihr fehlt der feste Stand. Missys Hinterläufe sind schwach, sie ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Das Tier hat eine traurige Vergangenheit.
Kristin Rottmann sucht einen neuen Besitzer für Missy
„Sie wurde in Tunesien auf der Straße gefunden. Wahrscheinlich hat sie jemand getreten und liegenlassen“, sagt Kristin Rottmann. Der Burscheiderin fällt es schwer, solche Geschichten zu erzählen. Wie jemand einem Tier so etwas antun kann, ist für sie unbegreiflich. Kristin Rottmann schenkt Missy viel Aufmerksamkeit. Sie versucht wettzumachen, was die Hundedame in den ersten Jahren ihres noch jungen Lebens erdulden musste. Missy ist heute etwa fünf Jahre alt, die Lebenserwartung von Mischlingshunden dieser Größe liegt bei etwa 16 Jahren. Er hat also noch ein langes Leben vor sich. Das ist auch der Grund, weshalb Kristin Rottmann alles daran setzt, dass der Hund die Behandlung bekommt, die er benötigt.
Verlassen kann sie sich dabei auf ihre Mitstreiter. Die Burscheiderin sitzt dem Verein „Pfotentisch Burscheid“ vor, der sich vor vier Jahren gefunden hat. Kristin Rottmann ist Mitglied der ersten Stunde. Seit einem Jahr ist der Verein offiziell eingetragen und seitdem aktiver denn je. Regelmäßig werden Informationen zu den aktuellen Aktivitäten auf verschiedensten Kanälen im Internet veröffentlicht.
Der „Pfotentisch“ steht in Kontakt zu anderen Tierschützern aus der Region. Ein Netzwerk ist wichtig, gerade im Fall von Missy. Kristin Rottmann will der Hündin einen neuen Rollstuhl kaufen, der ihr es ermöglicht, sich besser zu bewegen. Heute sträubt sie sich teils, wenn es darum geht, in das Metallgestell geschnallt zu werden. Missy ist eine Vierbeinerin, die unterwegs sein will. Sie will den anderen Pflegehunden, die Kristin Rottmann in ihrer Obhut hat, hinterherlaufen — ob mit oder ohne Rollstuhl.
Kristin Rottmann wagt den Versuch und schnallt die Hündin ab. Missy versucht sogleich, aufzustehen und ein paar Schritte über die Wiese zu tapsen. Das gibt der Tierschützerin Hoffnung, dass es ihrem Schützling vielleicht irgendwann bessergehen könnte. Seitdem gibt sie ihr regelmäßig die Möglichkeit, ohne Rollstuhl über die Wiese zu tollen.
Missy ist wackelig auf den Beinen. Die Muskulatur in den Hinterläufen muss neu aufgebaut werden. Immer wieder fällt sie um. Sie zieht sich dann über den Rasen, bis sie wieder die Kraft hat, aufzustehen. Ihre Beine muss sie dann erst wieder sortieren. Sie stolpert.
Diese Augenblicke teilt Kristin Rottmann im Internet mit der Welt. Für den Rollstuhl und die geplante Physiotherapie braucht der Verein Pfotentisch Geld. Der neue Rollstuhl alleine kostet bereits 500 Euro, hinzukommen die Windeln, die der Hund täglich braucht. Missy ist inkontinent, was von der Verletzung herrührt, die ihr in Tunesien zugefügt wurde.
Operiert werden könne der Hund nicht, lautete die medizinische Auskunft, die Kristin Rottmann eingeholt hat. Die Verwachsungen seien zu nah an der Wirbelsäule, die Gefahr, dass Missy sodann komplett gelähmt wäre, ist groß. Das will Kristin Rottmann nicht riskieren. Stattdessen sucht sie nach einen neuen Besitzer, der Missy so nimmt, wie sie nun einmal ist. „Missy braucht einen vernünftigen Besitzer. Sie ist kein Hund, der in der Vergangenheit lebt“, sagt sie. „Sie nimmt den Menschen nichts böse.“