Integrationsrat: Gegen Sprachlosigkeit hier wie dort
Dem Vorsitzenden Manuel Machado ist nicht nur das Lernen der deutschen Sprache wichtig, sondern auch die Pflege der Muttersprache.
Burscheid. Sie haben gewartet und gewartet. „Um halb elf haben wir gedacht, jetzt müssen wir wohl alles selber essen.“ Aber dann hat Manuel Machado auf den Vorplatz des Pastor-Löh-Hauses geguckt — und die ersten Bewohner der Luisenhöhe entdeckt. Am Ende sind rund 30 Flüchtlinge und Asylbewerber aus acht Nationen der Einladung des Integrationsrats zum Kennenlernfrühstück gefolgt, viel mehr als gedacht. Für das Buffet musste noch einmal nachgekauft werden.
Anderthalb Wochen ist das jetzt her. Und der Vorsitzende Machado verbucht den Vormittag als „gute Erfahrung“. Manche unsinnige Mutmaßung konnte ausgeräumt werden, zum Beispiel, dass Flüchtlinge keine gebrauchte Kleidung annehmen würden. Manche Wünsche wurden registriert. „Wir versuchen jetzt, einen alten Fernseher zu besorgen.“ Vor allem aber ging es darum, Vertrauen zu gewinnen.
Die Flüchtlingsarbeit soll ein Schwerpunkt der vierjährigen Wahlperiode des Integrationsrats werden, in Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren auf diesem Gebiet. Das Thema ergibt sich angesichts der aktuellen politischen Entwicklung fast von selbst. Daneben liegt dem Portugiesen Machado auch aufgrund eigener Erfahrungen der Erhalt des muttersprachlichen Unterrichts besonders am Herzen.
Denn so sehr es für die Migranten, die neu nach Deutschland kommen, wichtig ist, die deutsche Sprache zu lernen, so wichtig ist es aus seiner Sicht auch, dass diejenigen, die schon länger hier sind, ihre kulturellen Wurzeln nicht verlieren. „Ich finde es traurig, wenn Kinder zum Urlaub nach Portugal fahren und sich dort nicht mehr mit den Familien der Eltern unterhalten können.“
Insgesamt glaubt er, dass sich Ausländer in Burscheid wohlfühlen können und das auch tun. „Aber im Bildungsbereich gibt es noch Handlungsbedarf.“
Machado selbst lebt seit 1987 in Burscheid, mehr als die Hälfte seines Lebens. Er und seine Tochter (23) haben weiterhin nur die portugiesische Staatsangehörigkeit, seine Frau und der Sohn (21) inzwischen auch die deutsche. Die Eheleute fanden überhaupt erst in Deutschland zueinander — beim portugiesischen Kulturverein, damals noch im Raderweg.
Seit den Anfängen des Ausländerbeirats 1995 engagiert sich der Mitarbeiter von Federal-Mogul in der Interessenvertretung. Zweimal war er stellvertretender Vorsitzender an der Seite von Edith Mennen vor ihrem Rückzug 2011. „Die Frau vermisse ich heute noch.“
Nach der letzten Wahlperiode wollte Machado eigentlich frustriert aufhören. Dann hat er sich doch noch mal entschieden weiterzumachen, und sich im September als Nachfolger von Taner Efeoglu der Wahl zum Vorsitzenden gestellt. Sein Eindruck von dem neuen Gremium: „Wir haben schon ein paar Sachen gemacht, bei denen ich gemerkt habe, alle ziehen mit.“
Mitziehen sollen sie auch bei den Veranstaltungen, die der Integrationsrat für dieses Jahr plant: Am 25. April wird ein neuerlicher Versuch gestartet, das Bouleturnier auf der Anlage am Alten Friedhof zu reaktivieren. Und am 27. Juni folgt das bewährte Fußballturnier auf dem Griesberg.