Raus bei Wind und Wetter: „Ich hatte schon lange keine Erkältung mehr“
Vor allem Hundebesitzer und Läufer treibt es täglich vor die Tür.
Burscheid. Es ist Sonntag, 10 Uhr. An diesem Tag liegt es nicht mal so sehr an der Uhrzeit, dass man sich lieber im Bett verkriechen möchte. Es ist kalt draußen. Schneeflocken rieseln langsam auf den gefrorenen Boden. Minus ein Grad Celsius sagt das Thermometer, gefühlt ist es deutlich kälter. Es nützt alles nichts, denkt sich Detlef Mark auch an diesem Morgen. „Der Hund muss nun einmal raus.“
Der Schäferhund-Labrador-Mischling Kyra freut sich auf die morgendlichen Spaziergänge mit seinem Herrchen. Es geht zur Balkantrasse, die an einem solchen Sonntagmorgen fast verwaist ist. Die Hündin tollt durch den Schnee, während Detlef Mark frierend auf sie aufpasst. „Ihr macht das nichts. Sie hat ja einen Pelzmantel. Ich bin aber auch oft draußen, von daher geht es.“
Der 52-jährige Burscheider ist Rohrnetzbauer und somit auch beruflich bei Wind und Wetter unterwegs. Eine Überwindung ist es manchmal aber doch für ihn, mit dem Hund zu gehen, damit der „pippinieren“ kann, wie er es nennt. „Wenn es regnet, würde ich gerne zu Hause bleiben. Aber dann wäre die Bude versaut.“ Die Alternative ist also eher nicht so wünschenswert. Zumal zu Hause ein weiterer Vierbeiner wartet, der auch dreimal am Tag frische Luft schnappen will. Der Jack Russel Terrier Maya, ein Wirbelwind. „Aus dem Stand kann sie auf die Küchenzeile springen.“
Wer sich noch an das Spazierengehen gewöhnen muss, ist der kleine Simba. Der drei Monate alte Welpe tapst noch etwas unsicher über das Eis. Der zweijährige Junge Ben ist da schon etwas rasanter unterwegs. Mit seinem Laufrad fährt er zum Hundetütenspender und zieht eine Plastiktüte heraus. „Hier Papa, die brauchen wir“, sagt Ben und drückt seinem Vater Marcel Stute (27) die schwarze Tüte in die Hand. Marcel Stute nickt anerkennend. Der Sohnemann weiß schon ganz genau, wie es läuft, das Leben mit einem Hund.
Es gibt zwei Arten von Menschen, die an diesem Morgen auf der Balkantrasse unterwegs sind: die, die es müssen, und die, denen das Wetter ganz egal ist. Wie ein Fahrradfahrer, der trotz der dicken und unregelmäßigen Eisschicht schnell und ohne Fahrradhelm unterwegs ist. „Ist halt nichts für Feiglinge“, ruft er noch im Vorbeifahren.
Hart im Nehmen sind auch Steffi Volpers (30), Sigrid Steimel (37) und Michael Hübener (46). Sich trotz Frost und Schneefall die Joggingschuhe anzuziehen, scheint ihnen keine Überwindung zu kosten. Zugegeben: Hier und da sei die Strecke schon rutschig, sagt Steffi Volpers. Acht Kilometer haben sie auf der Bahntrasse bis unterhalb des Rathauses schon unfallfrei hinter sich gebracht. Das Tagesziel sind 30 Kilometer. „Wir laufen bei jedem Wetter. Wir müssen unser Pensum schaffen“, sagt Sigrid Steimel. „Es gibt kein falsches Wetter, nur die falsche Kleidung.“
Seit zwei Jahren läuft das Trio bereits regelmäßig. Erst jeder für sich, dann gemeinsam. Sie wollen bald zusammen einen Marathon laufen. Bis dahin gilt es, die Kondition zu trainieren. Halt machen die Läufer nur bei Gewitter, Sturm und Hagel. Dann zieht es sie ins warme und trockene Innere eines Fitnessstudios.
Ein Gutes habe es, genau an diesem Sonntag zu laufen. Dass die Kälte abhärtet, davon sind die drei überzeugt. „Ich hatte schon lange keine Erkältung mehr“, sagt Sigrid Steimel. „Viren können mir nichts anhaben.“