Jahrbuch: Bergische Jubiläen und die RAF
Der Rheinisch- Bergische Kalender 2012 bietet historische und abseitige Geschichten.
Rheinisch-Bergischer Kreis. Im Bergischen Kalender 2012 schaut sie noch stolz von ihrem Sockel herab: die inzwischen gestohlene Büste von Jakob Salentin von Zuccamaglio. In der neuen Ausgabe des Jahrbuchs gibt es aber Erfreulicheres über ihn zu lesen. Die Musicalische Academie in Burscheid feiert im kommenden Jahr ihr 200-jähriges Bestehen.
1812 hatte der Schlebuscher Notar das inzwischen älteste Laienorchester Deutschlands gegründet. Der von BV-Autorin Marie-Luise Mettlach geschriebene Beitrag fasst die Geschichte des so genannten Liebhaberorchesters von den Anfängen bis heute und gibt einen Ausblick auf das Jubiläumskonzert 2012.
„Es ist ein Stück wie immer, aber auch ein Stückchen anders“, sagte Landrat Rolf Menzel über seinen ersten Eindruck des Rheinisch-Bergischen Kalenders 2012, der am Dienstagabend in Odenthal offiziell vorgestellt wurde und ab sofort im Handel erhältlich ist. 1920 erstmals herausgegeben, erscheint das Jahrbuch für das Bergische Land bereits zum 82. Mal. Es gilt als eines der ältesten Jahrbücher deutschlandweit. In dem Buch gibt es unter den Rubriken „Heimat und Geschichte“, „Menschen und Unternehmen“ sowie „Natur“ Geschichten aus der Region — und keinen klassischen Kalender. „Aber das dürfte sich inzwischen ja herumgesprochen haben“, sagte Odenthals Bürgermeister Wolfgang Roeske.
„Das Ziel ist es, den Lesern ein Heimatgefühl zu vermitteln. Es ist schön, wenn sich Menschen mit ihrem Wohnort identifizieren“, sagte der verantwortliche Redakteur Norbert Orthen. In der aktuellen Ausgabe des Jahrbuchs gibt es mehrere Jubiläen: Neben dem 200-Jährigen der Musicalischen Academie feiert auch das Bensberger Schloss 300-Jähriges und die Schöpfungskapelle Remshagen ihr zehnjähriges Bestehen. Der Beitrag „Vom Geheimnis der Reformation im Sülztal“ widmet sich der vor 450 Jahren wiedervereinigten Evangelischen Gemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath.
Aber neben den traditionellen Jubiläums-Muss-Geschichten gibt es in dem Buch auch immer wieder abseitige, skurrile, bislang unbekannte Geschichten wie etwa über das Pedoskop, ein Röntgengerät zur Überprüfung der Passgenauigkeit neuer Schuhe.
„Wussten Sie, dass die RAF und die Stasi im Bergischen tätig waren“, fragte Menzel auch bei der Präsentation und spielte damit auf ein weiteres außergewöhnliches Kapitel im Kalender an.
Claus Berke hat sich unter dem Titel „RAF und Stasi im Bergischen Land. Die Bensberger Interatom im Visier“ mit der politischen Episode aus den 70er Jahren befasst. Damals wurde der Interatom-Geschäftsführer Klaus Traube vom Verfassungsschutz überwacht.
„Jeder kann etwas Neues entdecken“, ist sich Landrat Menzel sicher. Dem pflichtet Verleger Hans-Martin Heider bei: „Mir bereitet es eine Freude, wenn ich entdecke, was die Autoren schon wieder ausgegraben haben.“
Dies gilt für die ganze Region, aber dennoch lesen die Menschen wohl am liebsten Geschichten über die eigene Stadt. Die Burscheider werden in der aktuellen Auflage verwöhnt: Es gibt gleich zwei Geschichten aus Burscheid. Sabine Wurmbach widmet sich in „Als die Bilder das Laufen lernten“ der Geschichte der Kinos in Burscheid und Hilgen.