Kabarettist Konrad Beikircher: Witze, die nie unter die Gürtellinie gehen
Kabarettist Konrad Beikircher gastierte am Freitagabend in der Aula der Burscheider Hauptschule.
Burscheid. „Wo Sie grade von gestern sprechen . . .“ Es gab, wie in jedem seiner zwölf bisherigen Programme auch diesmal einen roten Faden — den benutzte Konrad Beikircher in seiner unnachahmlichen Art als Lasso, um alle Nebengedanken seines Monologs mit dem Publikum einzufangen.
Nach 35 Jahren Bühnenerfahrung ist der Kabarettist jetzt mit dem „Best of“ dieser langen Zeit unterwegs.
Am Freitagabend stand er seit fünf Jahren wieder in der Aula der Hauptschule, in der er 1989 zum ersten Mal den vollbesetzten Saal zu Lachstürmen hinriß. Auch die Hans-Hoersch-Halle kennt er „von innen“.
Der — wie er es selbst nannte — in Freilandhaltung aufgewachsene, gebürtige Süd-Tiroler und seit 1965 „eingefleischte“ Rheinländer (68) studierte Philosophie, Psychologie und Musikwissenschaften in Wien und Bonn und war von 1971 bis 1986 als Diplom-Psychologe an der Jugendstrafanstalt Siegburg tätig. Eigentlich sollte er Regierungsdirektor werden — aber er zog es vor — laut seinem eigenen Bonmot „Ich — nit feig — wor fott!“ — freiberuflich ins künstlerische Fach „satirisches Kabarett“ zu wechseln.
Beikircher ist seitdem ein Begriff in diesem Metier und voll ausgebucht. Seine Laufbahn startete aber bereits am 28. März 1979 mit seinem ersten Erfolg in einem Kölner Jazz-Keller, in dem er nach getaner Arbeit als Hobby-Kellner zur Gitarre griff. Beikircher hat keine Mühe, seine Liebe zu dem Reichtum von Sprache und Dialekten in jedem seiner jährlich über hundert Gastspiele stets neu zu variieren.
Sprache und Musik gehören für ihn untrennbar zusammen. So überrascht er in seinem Programm durch Lieder mit echt „Wiener Schmäh“, die er als Moser- oder Qualtinger-Parodie gekonnt zur Gitarre singt, aber auch mit einer gefühlvollen Heimathymne aus Apulien in seiner dritten „Muttersprache“ Italienisch.
Seine Bücher, Musik-CDs und Filmmusik-Kompositionen sind zahlreich. Nur eine Karriere als großer Erfinder gab es für ihn nicht, da keiner die von ihm erdachten Briefbeschwerer für Email-Post kaufen wollte.
Im Gespräch erzählte Beikircher bereitwillig von der gelungenen Symbiose seines gut bestückten Terminkalenders mit seinem Familienleben. Was die Besucher an seiner Art, von „Höcksken auf Stöcksken“ zu kommen und doch immer wieder zum Thema zu finden, machte eine Burscheiderin deutlich:
„Seine Witze gehen nie unter die Gürtellinie, er nimmt das Alltägliche auf die Schippe, in dem sich jeder wiederfinden kann. Er versucht auf intelligent-witzige Art Verständnis für Menschen zu schaffen, an denen man meist acht(ungs)los vorüber geht.“
Mit dem „Best of“ aus 35 Jahren Kabarett ist Beikircher noch bis zum Jahresende in ganz Deutschland unterwegs.