Verein EigenArt hilft seit Jahren — ist aber unsichtbar
Die Helfer kümmern sich um geistig Behinderte, könnten aber viel mehr tun.
Burscheid. Briefkastenfirmen haben gewöhnlich einen schlechten Ruf. Bei dem Verein EigenArt, der ebenfalls nur einen Briefkasten in Burscheid besitzt, ist das völlig anders. Allerdings: Die Arbeit der Ehrenamtler, die es bereits seit 2007 gibt, findet eigentlich auch nur im Verborgenen statt — ähnlich wie die windiger Geschäftsleute.
Dabei zahlen und geben die 33 Mitglieder des gemeinnützig anerkannten Vereins nur. Sie nehmen nicht einen Cent. Noch nicht einmal eine Aufwandsentschädigung gibt es für die Helfer. Ihr Ziel: Menschen mit geistiger Behinderung im Rheinisch-Bergischen Kreis zu helfen. Davon profitieren insbesondere die Bewohner des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) im Rheinisch-Bergischen Kreis, das zwei Wohnprojekte in Burscheid hat: an der Bürgermeister-Schmidt-Straße und an der Schulstraße in Hilgen — wo auch der Briefkasten des Vereins hängt.
„Unsere Hilfe beschränkt sich aber nicht auf das HPZ, sondern wir helfen allen geistig behinderten Menschen im Kreis“, erläutert Annemarie Hubert, die sich um die Finanzen des Vereins kümmert. Früher war die Bilanzbuchhalterin selbst beim HPZ tätig, jetzt studiert sie und ist ehrenamtlich bei dem Verein tätig —, nicht nur im Hintergrund. „Ich helfe gerne und habe immer Projekte gesucht, bei denen man die Hilfe mit eigenen Augen sehen kann.“
Ein Beispiel dafür: Im November durften acht geistig behinderte Menschen gemeinsam mit einem professionellen Musikproduzenten eine Weihnachts-CD in einem Tonstudio aufnehmen. Annemarie Hubert war selbst mit dabei: „Die Menschen hatten solch einen Spaß dabei.“ Allerdings hat das zweitägige Projekt mal eben 1000 Euro gekostet. Finanziert wurde es vom Verein EigenArt.
Dabei ist das Budget der Helfer, in der Regel betroffene Eltern oder Mitarbeiter des Heilpädagogischen Hilfsnetzes des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), schmal: 705 Euro an Beiträgen seien 2013 zusammengekommen, 1500 Euro an zweckgebundenen Spenden für Musikinstrumente, 650 Euro von einem LVR-Zuschuss, 300 Euro von der Kreissparkasse (Filiale Burscheid) und eine nicht genannte Summe privater Spenden.
Firmenspenden gibt es laut Annemarie Hubert überhaupt keine — auch nicht von den großen Burscheider Firmen. „Meine Vorgänger haben das versucht und mir gesagt: ,Da kommst du nicht rein’.“
Ein bisschen offensiver will die 47-Jährige jetzt aber mit dem Thema umgehen, damit Projekte wie begleitetes Radfahren (42 Euro die Stunde) oder eine Schwimmbegleitung für einen Bewohner des Hauses an der Bürgermeister-Schmidt-Straße möglich ist. Auch das Inklusionsprojekt für einen Schrebergarten scheitert momentan (nur) am fehlenden Geld.