Strom gespart und mehr gezahlt
Obwohl Erwin Hempel weniger Nachtstromspeicher einsetzt, ist sein monatlicher Abschlag für die Belkaw gestiegen.
Burscheid. Erwin Hempel versteht die (Strom-)Welt nicht mehr: Seinen Jahresverbrauch hat der Kuckenberger seit 2009 um knapp 1500 Kilowattstunden gesenkt. Trotzdem beträgt sein monatlicher Abschlag inzwischen 171 statt 127 Euro wie noch vor vier Jahren. Der Grund: eine merkwürdige Ausgleichsrechnung seines Stromanbieters Belkaw.
Hempel hat lange Zeit nur mit Nachtstromspeicher geheizt. Dafür gibt es einen günstigeren Nachtstromtarif. Da im Hause Hempel aber nur ein Zähler existiert, der zwischen 21 und 6 Uhr auf Nachtstromzählung umschaltet, gilt eine Ausgleichsregelung. „Denn in der Nacht können ja auch Wasch- und Spülmaschine oder andere elektrische Haushaltsgeräte von dem günstigeren Tarif profitieren“, sagt Belkaw-Sprecher Igor Hradil.
Darum wird bei der Jahresabrechnung der gemessene Tagstromverbrauch noch einmal pauschal um 25 Prozent erhöht und diese ermittelte Strommenge im Gegenzug dem günstigeren Nachtstromverbrauch abgezogen.
Seit 2010 heizt Hempel aber im Wohnzimmer nicht mehr mit Nachtstromspeichern, die die Energie nachts laden und tagsüber abgeben, sondern mit einer effizienteren Stromheizung, die die Energie sofort wieder abstrahlt. Dadurch hat sich sein Jahresenergieverbrauch insgesamt deutlich reduziert, aber die Verteilung zwischen Tag- und Nachtstrom klar zugunsten des teureren Tagstroms verschoben. Lag die Verteilung 2009 noch bei 2165 (Tag) zu 7886 (Nacht) Kilowattstunden, betrug sie 2013 umgekehrt 5616 zu 2990.
Obwohl Hempel nur noch in der Küche mit Nachtstrom heizt und also viel weniger von dem günstigen Strom verbraucht, hat die Belkaw zum Ausgleich weiter den durch die neue Heizung ohnehin schon deutlich erhöhten Tagstromverbrauch als Basis für die pauschale 25-prozentige Erhöhung genommen. Unter dem Strich wurde also trotz Stromeinsparung alles teurer.
„Die Verteilung von Tag- und Nachtstrom ist in der Tat nicht plausibel“, räumte Belkaw-Sprecher Hradil am Freitag auf BV-Anfrage ein und kündigte an: „Das scheint ein Fehler zu sein. Wir werden von uns aus auf den Kunden zugehen, vor Ort überprüfen, was die Ursachen sind, und die Zahlungen überprüfen.“