Kantersieg im NRW-Derby
Werkselfen gewinnen wichtiges Spiel gegen Blomberg-Lippe.
Leverkusen. Es bleibt spannend — und zwar bis zum letzten Spieltag. Am vorletzten Bundesligaspieltag 2017/18 besiegten die Handballdamen von Bayer 04 Leverkusen nach einer eindrucksvoll starken Leistung die HSG Blomberg-Lippe mit 27:19 (11:8).
Der Kampf um die Plätze, die ein internationales Startrecht für die kommende Spielzeit bedeuten würden, hat sich verschärft und wird somit erst am finalen Spieltag entschieden. Dazu beigetragen hat auch der erstaunlich deutliche Sieg der Dortmunderinnen über den Thüringer HC. Vorausgesetzt, Bayer gewinnt am Mittwoch das Nachholspiel in Bad Wildungen, läge man einen Zähler vor Dortmund und Blomberg, bevor es dann abschließend zum Meister nach Thüringen geht.
An all das wollte Leverkusens Trainerin Renate Wolf nach ihrem letzten Heimspiel als Dirigentin an der Linie gar nicht groß denken: “Ich freue mich unheimlich darüber, dass wir heute richtig toll gespielt und uns die Chance auf einen internationalen Wettbewerb bewahrt haben. Wir haben einen unmittelbaren Konkurrenten jederzeit beherrscht und auch in der Deutlichkeit verdient bezwungen.”
Ihre Mannschaft hatte ihr ein vorgezogenes Abschiedsgeschenk gemacht, indem sie die drittbeste Rückrundenmannschaft schlichtweg deklassierte. Angetrieben von einer über weite Strecken überragenden Zivile Jurgutyte gerieten die souveränen Gastgeberinnen dabei nie in Rückstand.
Vom 2:2 in der vierten Minute zogen sie fast locker auf 6:2 (14. Minute) davon und gönnten den bisweilen hilflos wirkenden Gästen elf Minuten lang keinen Torerfolg. Natürlich war es einmal mehr Katja Kramarczyk zwischen den Pfosten, die nicht nur drei Siebenmeter parierte, sondern grundsätzlich zeigte, weshalb viele sie derzeit in der Form ihres Lebens sehen. Kein Wunder, dass ihr Karriereende von vielen Elfen-Fans sehr bedauert wird.
Wenig verwunderlich auch die Aussage von Andreas Thiel, dem ehemaligen Weltklassetorwart, der die 34-Jährige in den letzten anderthalb Jahren als Torwarttrainer unter seinen Fittichen hatte, als es an die Verabschiedung ging: “Es war mir eine Ehre, mit dir zusammen arbeiten zu dürfen.” Selbst die Blombergerinnen zollten Kramarczyk mit stehendem Applaus ihren Respekt.
Die Werkselfen präsentierten bei ihrem letzten Auftritt in der Ostermann-Arena ihr ganzes Potenzial und zogen auf bisweilen zehn Tore davon. 22:12 stand es nach 45 Minuten durch einen Treffer von Amelie Berger, die in diesen Minuten mehr als nur einmal auf sich aufmerksam machte. Die 18-Jährige Rechtsaußen erzielte binnen knapp dreieinhalb Minuten vier ihrer insgesamt sechs Tore, war von den Gästen nie zu kontrollieren. Nach dem 24:14 durch Kim Berndt, die längst ihre Rolle als Führungsspielerin und die damit verbundene Verantwortung angenommen hat, schalteten die Elfen um den erneut kaum zu überwindenden Mittelblock mit Sally Potocki und Jenny Karolius zwei Gänge zurück, um dann trotzdem am Ende mit satten acht Toren Vorsprung gegen den Tabellennachbarn zu gewinnen.
“Das war eine Demonstration, die mich sogar etwas sprachlos gemacht hat”, so Wolf. Dass im Nachgang dann unter anderem bei Anne Jochin, die nach insgesamt sieben Jahren im Bayer-Trikot ebenfalls ihre Karriere beendet, ein paar Tränchen flossen, hatte nichts mit dem Spiel an sich, dafür aber viel mit Herzblut und Identifikation zu tun. Genau das, was Renate Wolf immer wieder als Grundlage fu¨r gute Leistungen eingefordert hat. Wolf selbst war vom eigenen Heimabschied aus der “rein sportlichen Verantwortung” überwältigt: “Da fehlten mir kurzzeitig die Worte”.
Und mit dem Abschiedsblumenstrauß im Arm war der “Chefin” deutlich anzumerken, wie stolz sie auf ihr Team ist. Und zwar auf die ganze Saison gesehen, welche Platzierung auch immer nach dem letzten Spieltag in die Annalen eingehen wird.