Karneval 200 jecke Jahre vereint in einem großen Buch
Köln · In diesem Jahr feiert der organisierte Kölner Karneval groß sein Jubiläum – auf 200 Jahre Geschichte können die Jecken dabei zurückblicken. Gleich drei Bücher haben sich des Themas angenommen.
Beim ersten von den Jubilaren bei den Roten Funken und dem Greven-Verlag initiierten Werk blickt die Autorin Monika Salchert auf die DNA des kölschen Karnevals, stellt kritische Fragen zum Status quo und zur Zukunft der Narren in der Domstadt.
Das zweite Buch wurde vom Historischen Archiv herausgegeben und beleuchtet einzelne Aspekte des Karnevals in Köln anhand von Quellen aus seinem umfangreichen Bestand. Historische Entwicklungen spielen dabei genauso eine Rolle wie die Frage, was das jecke Treiben aus und mit den Menschen macht, die in dieser Brauchtumszone leben.
Beim dritten Lesestoff meldet sich mit „Der Grossen von 1823“ ein weiterer Jubilar zu Wort, dessen historische Wurzen bis ins Jahr 1823 zurückreichen. Im Jahr davor trafen sich in der Weinschenke „Im Häuschen“ honorige Bürger der Stadt, um der Verrohung des Karnevals nach dem Abzug der Franzosen entgegenzuwirken.
Die Absicht der Gründungsväter der damaligen „Grosse Carnevals-Gesellschaft“, die 1969 ihren heutigen Namen erhielt, war es, den Karneval mit neuen Konzepten in eine geordnete und zukunftsfähige Bahn zu lenken. Für den Fastnachtsmontag sollte ein großer Maskenumzug organisiert werden.
Anlässlich dieses ersten Rosenmontagszochs erfolgte die Gründung der KG. Aus ihr sind eine Reihe anderer Gesellschaften wie 1852 „Die Große Greesberger KG “, 1880 die „Kölner Narren Zunft“ oder 1882 „Die Große Kölner KG“ hervorgegangen. Deshalb wird „Die Grosse von 1823“ bis heute gerne als die „Mutter aller Gesellschaften“ bezeichnet.
Auf der Grundlage eines breiten Quellenspektrums werden im vorliegenden Buch so detailliert wie auch fundiert die vergangenen 200 Jahre des organisierten Kölner Karnevals so wie die Historie der Karnevalsgesellschaft selbst nachgezeichnet. Dabei bleiben auch die Forschungsergebnisse zur Geschichte des Bürgertums, des Vereinswesens und der politischen sowie bürgerlichen Festkultur im Blick der Autoren. Zurückgegriffen wird zudem auf die volkskundliche Fastnachtsforschung.
In insgesamt 19 Kapiteln wird der Bogen von den 1820er Jahren bis zum Jubiläumsjahr 2023 gespannt. Im Buch findet sich auch eine kurze Geschichte des Kölner Karnevals bis zur Reform im Jahr 1823. Das Vereinsleben wird genauso thematisiert wie die närrischen Symbole, Karnevalssitzungen und das karitative Engagement der Karnevalisten, das bis heute eine zentrale Rolle in Köln spielt. Der Blick fällt zudem auf die ersten Karnevalsumzüge und die Maskenbälle. Auch der wirtschaftliche Aspekt des jecken Treibens wird berücksichtigt. Zudem wird der Fokus auf das Verhältnis der Politik und des Karnevals in Köln gelegt.
Aufgeteilt ist das Buch in zwei große Blöcke, die jeweils 100 Jahre Geschichte chronologisch sowie thematisch geordnet behandelt. Dabei sind die zweiten 100 Jahre von zwei Weltkriegen, der NS-Zeit, der Nachkriegszeit mit dem Wirtschaftswunder sowie von turbulenten Entwicklungen in der 68er Zeit geprägt.
In der Jetztzeit werden unter anderen auch neue Formate des Karnevals angesprochen. Im Buch kommen im Interview auch Zeitzeugen wie Oberbürgermeisterin Henriette Reker sowie Ludwig Sebus und Peter Brings zu Wort. Ein Kapitel widmet sich ganz den Gremien und den Verantwortlichen der „Grossen von 1823“, ein anderes präsentiert das Jubiläumsjahr in der KG. Dazu kommt ein Glossar der Karnevalsbegriffe und ein Verzeichnis der Kölner Dreigestirne. So ergänzt das reich illustrierte Buch perfekt die anderen beiden Werke. Zusammen ergeben alle drei Bände eine umfangreiche Darstellung des Kölner Karnevals in all seinen Facetten.
Nadine Beck, Christoph Laugs, Sören Riebenstahl, Christina Rasseaux, Lucia Seethaler und Joachim Zöller: 200 Jahre organisierter Kölner Karneval, Jonas Verlag, 338 Seiten, 33,11 Euro