Karneval Wenn die Prinzenspange selbst zu Wort kommt

Köln · Die Vergabe der Prinzenspange ist für schon so manches Dreigestirn eine echte Herausforderung gewesen. Das kleine Schmuckstück ist in Köln heiß begehrt – auch, weil es ausschließlich von Prinz, Bauer und Jungfrau persönlich verliehen wird.

Jungfrau „Agrippina“ André Fahnenbruck, Prinz Boris I. Müller und Bauer Marco Schnellfeld (v.l.).

Foto: step/Eppinger

„Auf mich wird regelrecht Jagd gemacht und manchmal lande ich auch bei Ebay. Oft werden die Drei dreist angebettelt. Da fehlt dann jede Distanz. Das macht man nicht. Wer das macht, hat den Sinn und Zweck des Karnevals nicht verstanden“, erklärt die gestresste Spange, wenn sie der Prinz einmal sprechen lässt.

Bis zu 200 Selfies mit
dem Dreigestirn pro Tag

Die sprechende Prinzenspange gehört seit Neuestem zum umfangreichen Repertoire des Dreigestirns, wenn es die Bühnen der Stadt betritt. Dazu kommt ein Bläck-Fööss- und ein Party-Medley sowie eine kleine Hommage an den 2013 verstorbenen Redner Hans Hachenberg, der als die „Doof Noß“ zu den Stars in der Bütt gehörte. „Wir bereiten unsere Auftritte sehr gut vor und gehen dabei immer auf die Gesellschaft ein, bei der wir gerade sind. Auch spontane Aktionen mit dem Publikum gehören immer dazu“, berichtet Prinz Boris I., als er in der Hofburg Halbzeitbilanz zieht.

Seit gut dreieinhalb Wochen sind er und seine beiden Freunde von den Roten Funken nun im Karneval unterwegs. Insgesamt absolvieren sie an den etwa 40 Auftrittstagen der Jubiläumssession 457 Auftritte – so viele wie noch kein Dreigestirn vor ihnen. Davon sind 55 Prozent im sozialen Bereich wie in Schulen, Altenheimen oder Krankenhäusern. Der Rest besteht aus Sitzungsbesuchen. „Gerade an den Samstagen haben wir mit bis zu 18 Auftritten eine extrem enge Taktung, da hat man kaum Zeit, um mit den Menschen vor Ort zu reden. Das ist auch körperlich sehr anstrengend“, sagt Bauer Marco, dessen Vater schon Teil des Dreigestirns war.

Begeistert ist er vom engen Zusammenhalt zwischen der Adjutantur und der Equipe. „Da ist eine Freundschaft entstanden, die auch noch nach Aschermittwoch andauern wird.“ Jungfrau Agrippina kann der Session viele weitere schöne Seiten abgewinnen: „Die Leute sind aufmerksamer geworden, als dies vor Corona der Fall war. Sie hören einem auch noch zur späten Stunde zu. An die Belagerung mussten wir uns allerdings erst einmal gewöhnen. Bis zu 200 Selfies werden pro Tag mit uns gemacht. Ärgerlich sind Fotos aus dem Hinterhalt, wenn man zum Beispiel gerade ein Brötchen isst. Wir stehen aber für solche Wünsche grundsätzlich bereit. Da wäre oft nur ein wenig mehr Geduld gefragt.“

Prinz Boris I. ist von der laufenden Session und dem Leben im Dreigestirn sehr angetan: „Das ist für uns wie eine kleine Weltreise durch die Stadt. Jeder Tag hält fantastische Momente für uns bereit, die wir wirklich genießen. Toll sind vor allem die gemeinsamen Auftritte mit dem Kinderdreigestirn, auch da ist eine echte Freundschaft entstanden. Unser Ornat hat eine enorme Strahlkraft und macht Menschen glücklich, wenn sie uns begegnen. Das haben wir gerade bei der Blindensitzung gemerkt, als unsere Ornate ertastet worden sind.“

Auf den Rosenmontagszug freuen sich die Drei, für die auch noch ein Besuch in Venedig ansteht, schon jetzt: „Ich bin auf der Schäl Sick geboren. Da ist der Zugstart in Deutz natürlich ein besonderes Highlight“, erklärt der Prinz. Für den Bauer ist das Ziel in der Südstadt ein großer Moment: „Ich kann mich als Roter Funk noch daran erinnern, wie der Zug früher umgekehrt gelaufen ist und die Severinstorburg das Ziel war. Das war immer großartig. Darauf freuen wir uns schon jetzt.“