Brauchtum in Meerbusch Prinz Andreas V. regiert in Nierst
Meerbusch · Durch seine Frau und den Umzug nach Nierst ist der 52 Jahre alte Andreas Settekorn mit dem Karnevals-Virus angesteckt worden. In Nierst ist es üblich, dass sich Freunde oder Nachbarschaften zusammentun und eine Wagenbaugruppe bilden.
Diese Gruppen gestalten die Wagen, die beim Rosenmontagszug durch das Dorf mitziehen und dem Sessionsmotto getreu mit viel Liebe und Detailgenauigkeit ausstaffiert und dekoriert werden. Solch einer Wagenbautruppe schloss sich der 52 Jahre alte Pfleger vor vier Jahren an und gestaltete fleißig die Mottowagen mit. Die Aktiven treffen sich regelmäßig in den großen Landwirtschaftshallen des Dorfes und basteln an den schmucken Wagen herum. Dabei kommt die Geselligkeit natürlich nicht zu kurz. „Ich habe immer schon gerne gefeiert und fühle mich bei den Wagenbauern und im Verein Kött on Kleen sehr wohl“, sagt Settekorn, der in einer Einrichtung der Diakonie in Düsseldorf arbeitet.
In solch einer geselligen Runde hat Settekorn auch einmal fallen lassen, dass er auch einmal Prinz in Nierst werden möchte. Das hatte natürlich keiner seiner Mit-Karnevalisten vergessen und im vergangenen Jahr sagte er in einer Bierlaune zu, in der kommenden Session den Prinz Karneval zu geben. Aber am nächsten Morgen kamen ihm die ersten Bedenken: Wie sollte er das mit dem Urlaub und den Finanzen und überhaupt bewältigen? Er machte einen Rückzieher. „Das war auf einmal alles zu viel und nach der Absage ging es mir besser“, sagt Prinz Andreas V..
Doch diese Rechnung hatte er wieder ohne seine jecken Freunde gemacht. Sie alle haben sich zusammengeschlossen, denn für sie war Andreas der richtige Mann. Auf der Jahresversammlung der Karnevalsgesellschaft wurde er dann offiziell vom Vorstand gefragt und konnte und wollte dann auch nicht mehr ablehnen. Mittlerweile sei er in seine Rolle hineingewachsen, erzählt Settekorn. Er habe alles rund um die tollen Tage in Nierst organisiert und in seinen sieben Ministern eine großartige Unterstützung gefunden. Er hat seinen Arbeitgeber informiert und Urlaub eingereicht, sodass für den Rosenmontag am 12. Februar 2024, wenn es in Nierst heißt: „Wat ne Larifari, Neerschter op Safari!“
„Nachdem ich mir bei einem Korschenbroicher Karnevalsverleih das Prinzenkostüm für die Session 23/24 ausgeliehen hatte, nannten mich alle nur noch: Da kommt unsere Majestät“, erinnert er sich. „Und das gefällt mir. Ich genieße es, Prinz in Nierst zu sein“, sagt Andreas V.. Und das ganz besonders nach der Proklamation am 11.11. Gemeinsam mit seinen sieben Ministern, darunter Schwager, Neffe und Freunde, ist er im Festzelt in sein Amt eingeführt worden und hat auch seinen ersten Auftritt gemeinsam mit dem Kinderprinzenpaar sehr genossen. Zuerst habe er etwas Bammel gehabt, vor 500 Leuten im Zelt eine Rede zu halten. Doch einmal auf der Bühne umrahmt von seinen Mitstreitern, sei das Lampenfieber schnell verflogen gewesen.
Nach einer kurzen Weihnachtspause werden er uns seine Minister sich auf die Session vorbereiten. Denn nicht nur der Umzug am Rosenmontag gehört zu den Auftritten des Prinzen: „Allein fünf Mal werde ich das Eierbraten nach unseren Veranstaltungen bei mir im Hof organisieren“, sagt Andreas Settekorn, der in seinem karnevalistischen Treiben auch von seiner Frau unterstützt wird. Das Eierbraten nach dem Feiern hat in Nierst eine lange Tradition und wird immer vom amtierenden Prinzen zubereitet. Stehtische und Bänke sind dafür schon organisiert. „Wir trinken alle gemeinsam nach einer Party noch einen Absacker und essen Eier und Toast“, beschreibt Settekorn den gemütlichen Ausklang.
Doch ans Ausruhen darf Majestät Andreas V. nicht denken: stehen doch Auswärtstermine bei befreundeten Vereinen an, das Richtfest der Wagenbaugruppen, Kinderkarnevalszug in Nierst, Altweiber- und Kostümbälle .... Andreas V. und seine Minister sind froh, dass das komplette Outfit mit Anzug und Schuhen beschafft ist, damit sie loslegen können.