Prozess 89-Jähriger soll Ehefrau aus Eifersucht ermordet haben

Köln · Das Lehrer-Paar war einige Jahrzehnte verheiratet. Aus Eifersucht soll er sie im hohen Alter ermordet haben. Ein Tochter berichtet beim Prozessbeginn in Köln von einer kaputten Ehe.

Symbolbild

Foto: dpa/Oliver Berg

Er soll nach fast 60 Jahren Ehe seine Frau aus Eifersucht ermordet haben. Am Kölner Landgericht hat am Freitag der Mordprozess gegen einen 89-Jährigen begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Senior vor, die Frau am 4. Juni 2018 in Rösrath bei Köln im gemeinsam bewohnten Reihenhaus getötet zu haben. Laut Anklage soll das spätere Opfer dem Angeklagten am Tattag eröffnet haben, ihn zu verlassen und den Lebensabend mit einem anderen Mann verbringen zu wollen. Daraufhin habe der Senior beschlossen, seine Frau zu töten.

Zunächst habe er der Frau mit einem Schlosserhammer mindestens drei Mal gegen den Kopf geschlagen und sie verletzt, hieß es in der am Freitag verlesenen Anklageschrift. Die Frau habe ihm den Hammer zwar entwunden. Der Angeklagte soll daraufhin aber mit einem Küchenmesser mit einer zwölfeinhalb Zentimeter langen Klinge der Frau sechs Mal in den Oberkörper gestochen haben. Sie sei verblutet. Der Angeklagte schwieg zu den Vorwürfen. Sein Verteidiger erklärte: „An das eigentliche Tatgeschehen hat er so gut wie keine Erinnerung.“

Nachdem ein psychiatrischer Sachverständiger dem Angeklagten eine Verhandlungsfähigkeit von bis zu zwei Stunden attestierte, wurde die älteste Tochter des Angeklagten, die in dem Prozess als Nebenklägerin auftritt, in den Zeugenstand berufen. Sie beschrieb ihren Vater, der ein pensionierter Oberstudienrat ist, als „wenig empathiefähig“ und „jähzornig“ sowie ihre Mutter als „gefühlskalt“. Sie berichtete am Freitag von vielen Streitigkeiten zwischen dem Lehrer-Paar, von häuslicher Gewalt und von krankhafter Eifersucht des Vaters.

„Dieses Ehepaar hat nie funktioniert. Eine Scheidung wurde immer angedeutet, aber leider nie realisiert“, sagte die Tochter. Die 56-Jährige korrigierte auch eine Angabe aus der Anklageschrift, wonach die Eheleute rund 70 Jahre verheiratet gewesen seien. „Meine Eltern haben 1961 geheiratet“, sagte sie auf Nachfrage des Gerichts.

Die Tochter sagte auch aus, dass sie nicht glaube, dass die Mutter untreu gewesen sei. Vielmehr habe ihre jüngere Schwester der Mutter einen Platz in einer Seniorenresidenz besorgt. Die 56-Jährige vermutete weiter, dass der Vater ein Telefonat zwischen seiner Frau und der jüngeren Schwester mitangehört und so von den Plänen der Mutter erfahren haben könnte. Der Angeklagte ist Deutscher.

(dpa)