Kölnbuch-Tipp Im Williamsbau kehrte die Freude nach Köln zurück

Köln. · Von 1947 bis 1956 war das Gebäude Zentrum der Unterhaltungskultur und sorgte für Spaß und Glamour.

Der Williamsbau stand gegenüber des Aachener Weihers.

Foto: Louis/Archiv Reinold Louis

Der Winter 1946/47 brachte für das im Zweiten Weltkrieg massiv zerstörte Köln große Not mit sich – in dieser Zeit entstand der Begriff des „Fringsen“, den der Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings in seiner Silvesterpredigt 1946 verwendet hatte, um den Menschen Mut  zu zusprechen, sich mit von der von Güterzügen geklauten Kohle irgendwie am Leben zu halten.

Genau in dieser trüben und verzweifelten Nachkriegszeit entstand gegenüber des Aachener Weihers und nur 800 Schritte vom Rudolfplatz entfernt der halbfeste Bau des Circus Williams. Umgeben war er vom Trümmerschutt – dort wo heute grüne Wiesen im Sommer unzählige meist junge Menschen zu Entspannen einladen, zeigten die massiven Trümmerberge, immer noch das Grauen, das nur wenige Jahre zuvor mit Köln passiert war.

Der Williamsbau war das genaue Gegenteil der Verzweiflung in der Großstadt am Rhein. Dort wo mehr als 2000 Menschen Platz fanden, gab es eine Welt des Lachens, voller Frohsinn, Spannung und Lebensfreude. Im Bau fanden Revuen genauso ihren Platz wie Operetten oder Boxkämpfe mit dem legendären Peter Müller.

Politische Veranstaltungen mit Konrad Adenauer und Gustav Heinemann gab es dort ebenfalls und diese erregten die Gemüter. Stars wie Filmstar Marika Rökk sangen und tanzten oder begeisterten wie Louis Armstrong oder Lionel Hampton mit dem Swing, den sie zelebrierten. Im Williamsbau erlebte eine Generation Kinder vor Weihnachten das Märchenstück „Peterchens Mondfahrt“.

Ihren Platz im Williamsbau fanden zudem die Karnevalsgesellschaften und sie nutzten diesen als ihren Festsaal – der Gürzenich war zu dieser Zeit noch abgebrannt. Achtmal sahen die Jecken dort die feierliche Proklamation von Prinz, Bauer und Jungfrau. Diese fand übrigens nicht wie heute Anfang Januar statt, sondern direkt vor dem Beginn des Straßenkarnevals. Eine besondere Begegnung gab für den noch jungen 1. FC Köln – er traf auf sein heutiges Maskottchen Geißbock Hennes, ein Geschenk von Prinzipalin Carola Williams.

Den Blick zurück auf das Zentrum der Kölner Unterhaltungskultur zwischen 1947 und 1956 haben die beiden Autoren Reinold Louis und Wolfgang Oelsner geworfen. Das Buch ist gerade im Marezellen Verlag in der „Großen Kölner Edition“ erschienen.

Dem Autorenduo ging es darum, der Zirkusfamilie Williams ein literarisches Denkmal zu setzen, die sich nicht nur mit ihrem Williamsbau intensiv und nachhaltig für die Kölner Stadtgesellschaft engagiert hat. An der Stelle des verschwundenen Gebäudes erinnert Gedenkstele an den Bau, der Park selbst wurde genauso wie eine Straße inzwischen nach Carola Williams benannt.

Der Kontakt zur Familie, die ihren Zirkus in die USA verkauft hatten und diesen komplett inklusive 17 Elefanten und neun Tigern nach Übersee verschiffen ließen, entstand über Tochter Jeanette, die heute in den USA eine Zirkusagentur betreibt. „Wir wollten wissen, warum der Name und die Erinnerung an diesen großen Kulturtempel plötzlich aus Köln verschwunden ist. Unsere Recherchen haben wir wie ein Mosaik zusammengefügt“, sagt Louis.

Im Williamsbau wurden zwei Filme gedreht und Fernsehsendungen aufgezeichnet. So hatten zum Beispiel die Mainzer Hofsänger ihre TV-Premiere nicht in Mainz, sondern bei der Prinzenproklamtion in Köln.

Oelsner radelt häufig an dem Ort vorbei, wo der Williamsbau seinen Platz hatte. „Mein Vater hat dort noch als Musiker gespielt. Das war ein Energiezentrum in schwierigen Zeiten. Leider ist die Erinnerung bei den Kölnern heute etwas verloren gegangen. Das wollen wir ändern“, sagt der Autor.

Reinold Louis, Wolfgang Oelsner: Williamsbau 1947-1956, Erinnerungen an ein Zentrum Kölner Unterhaltungskultur, Marzellen-Verlag, 14.95 Euro.