Crash-Labor bei Ford Neues Crash-Labor bei Ford in Köln

Köln. · Mit der hochmodernen Schlittentestanlage können die Folgen eines Unfalls für jeden Fahrzeugtyp genau untersucht werden.

Die neue hochmoderne Schlittentestanlage im Entwicklungszentrum von Ford in Merkenich.

Foto: WZ/Eppinger

Es ist ein ohrenbetäubender Knall, wenn der Ford Focus mit 50 Stundenkilometern frontal gegen die Wand kracht. Im Wagen haben alle Airbags ausgelöst und die Fahrzeuginsassen sicher umhüllt. Wie heftig der Aufprall war, zeigt die Fahrzeuglänge nach dem Crash – der Focus ist nach dem Aufprall etwa einen Meter kürzer geworden.

Zum Glück war dies kein richtiger Unfall, sondern nur ein Crash-Test im Entwicklungszentrum des Kölner Autoherstellers Ford. Seit 50 Jahren gibt es die Anlage, wo Fahrzeuge mit einem Seil auf die gewünschte Geschwindigkeit beschleunigt werden und dann an einer Wand ihr Ende finden. Getestet wird in Merkenich für alle Fahrzeugtypen, die in Europa auf den Markt kommen. Das beginnt beim handgefertigten Prototyp für 100.000 Euro und endet bei Wagen, die bei der sogenannten Null-Serie vom Band laufen. Etwa 250 Fahrzeuge werden so jedes Jahr getestet.

Neue Fahrzeuge bieten mehr Sicherheit für den Menschen

Dabei geht es um die Karosserie genauso wie um die Rückhaltesysteme, also die Anschnallgurte und die Airbags. Dabei sind Autos heute deutlich sicherer geworden als noch vor fünf Jahren. So wurde die Karosserie versteift und die Menschen in der Fahrgastzelle besser zu schützen. Airbags von vorne und von der Seite umhüllen nach dem Crash-Test die Dummies im Wagen.

Der Test findet im extrahellen Scheinwerferlicht mit 100.000 Lux statt und wird von einer Hochgeschwindigkeitskamera aufgezeichnet, die bis zu 1000 Bilder in der Sekunde machen kann. Dazu kommen Sensoren an den Dummies, die genau aufzeichnen, welche Kräfte beim Aufprall auf die Fahrzeuginsassen einwirken. Gemessen werden verschiedene Geschwindigkeiten von zehn bis zu 88 Stundenkilometern. Für einen neuen Fahrzeugtyp werden zwischen 45 und 50 Prototypen dem Crash-Test unterzogen.

Während beim getesteten Frontalcrash, die Fahrzeuge im Anschluss Schrott sind, ermöglicht der Test auf der Schlittentestanlage im neuen Crash-Labor in Merkenich Versuche, ohne dass Material zerstört wird. Die 15,5 Millionen teure Anlage war Anfang 2018 in Dienst gestellt worden. Mit ihr lassen sich die passiven Sicherheitssysteme der Fahrzeuge noch besser analysieren.

Pro Tag können bis zu vier Crashtests realisiert werden. Dabei wird die Fahrzeugkarosse auf einen hydraulisch angetriebenen Schlitten montiert und mit einer Kraft von 2,5 MN (entspricht 250 Tonnen) auf bis zu 80-fache Erdbeschleunigung katapultiert. Das entspricht den Belastungen, die in einem echten Verkehrsunfall auf die Karosserie einwirken.

Hochgeschwindigkeitskameras zeichnen den Crash-Test auf

Mittels Hochgeschwindigkeitskameras können die Ingenieure auch hier präzise das Verhalten der Airbags und der Rückhaltesysteme sowie der Karosserie und der Sicherheitszelle analysieren und gegebenenfalls entsprechend weiterentwickeln. In diesem Zusammenhang werden auch die Daten von 70 hochsensiblen Sensoren ausgewertet, die in Crash-Test-Dummies der neuesten Generation platziert sind, davon alleine 15 im Kopf der künstlichen Testpersonen.

„Umfassende, echte Crashtests liefern uns eine Fülle an Informationen, benötigen aber mehr Zeit als virtuelle Crashtests, die leider noch nicht so zuverlässige Aussagen über die Realität erlauben. Unsere neue Schlittentestanlage verbindet das Beste aus beiden Welten, damit wir schneller Verbesserungen und damit noch sicherere Fahrzeuge entwickeln können“, sagt Stephan Knack, Leiter des Ford Crash-Labors. „Die Schlittentestanlage wird jetzt eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Sicherheit aller in Europa entwickelten Pkw- und Nutzfahrzeugbaureihen von Ford spielen.“

Im neuen Ford-Testlabor in Merkenich gibt es außerdem noch eine Anlage, auf der ein Aufprall von der Seite simuliert werden kann. 63 Mitarbeiter vom Ingenieur bis zum Mechatroniker gehören zum Team von Knack.

Der neue Ford Focus, er ist in Deutschland seit September auf dem Markt, bietet dank vernetzter Fahrer-Assistenzsysteme und innovativer Technologien ein größtmögliches Maß an Sicherheit. Das hat auch die unabhängige Euro NCAP-Organisation bestätigt: Sie bewertete die Sicherheit des neuen Ford Focus im Juli 2018 mit den maximal erreichbaren fünf Sternen. Damit gehört der neue Ford Focus zu den ersten Fahrzeugen, die die Euro NCAP-Organisation nach ihren neuen, noch strengeren Testprotokollen geprüft hat und die diese Testprotokolle auch gemeistert haben.

Für den neuen Focus steht nach Aussagen des Herstellers das umfangreichste Angebot an Assistenz-Systemen zur Verfügung, das Ford je in einer europäischen Baureihe angeboten hat. Diese Technologien dienen in erster Linie dazu, Unfälle vermeiden zu helfen oder die Unfallschwere zumindest zu verringern. Darüber hinaus geht es bei diesen Systemen aber auch um Aspekte wie Fahren und Parken.

Assistenz-System erkennt Fahrzeuge, Radler und Fußgänger

Dazu gehört auch das Pre-Collision-Assistenz-System, das serienmäßiger Bestandteil des Focus ist. Das System erkennt potenzielle Kollisionen mit anderen Fahrzeugen und Fußgängern und hilft aktiv, diese je nach Geschwindigkeitsunterschied, Straßenbeschaffenheit und dem Verhalten des vorausfahrenden Fahrzeugs zu vermeiden oder die Unfallschwere zu verringern.

Wird eine bevorstehende Kollision erkannt, erhält der Fahrer eine visuelle und akustische Warnung und das Bremssystem wird vorbereitet. Reagiert der Fahrer nicht, bremst das System automatisch mit voller Kraft. Für den Focus wurden die Funktionen weiter verbessert und erweitert. Zusätzlich zu Fußgängern und Fahrzeugen erkennt der neue Pre-Collision-Assist nun auch Radfahrer und kann laut Ford somit noch besseren Schutz für die eigenen Fahrzeuginsassen und alle anderen Verkehrsteilnehmer bieten.

Assistent verhindert durch Ausweichen einen Crash

Weitere Assistenz-Systeme sind unter anderem der Post-Collision-Assist: Bei einer schweren Kollision, die zum Beispiel auch den Airbag auslösen würde und bei der der Fahrer handlungsunfähig sein könnte, löst dieses System den Bremsvorgang aus. Dadurch reduziert das System nach einem Unfall automatisch die Gefahr oder die Schwere eines zweiten Aufpralls.

Dazu kommt der Ausweich-Assistent: In gewissen Verkehrssituationen und je nach Geschwindigkeit des Fahrzeugs kann nur noch ein Ausweichmanöver einen eventuell schweren Unfall verhindern. Der Ausweich-Assistent dient dabei als aktive Lenkunterstützung, um den Ausweichvorgang in einer solchen Stresssituation sicher umzusetzen.