Karneval Ein genialer Kölner wird geehrt

Köln. · Beim Divertissementchen dreht sich 2019 im Staatenhaus alles um Offenbachs Operetten, ums Tanzen und um mitreißende Melodien.

Beim neuen Zillchen geht es für die Zuschauer auf eine Zeitreise in die Welt von Jacques Offenbachs Operette und dem weltberühmten Cancan.

Beim neuen Zillchen geht es für die Zuschauer auf eine Zeitreise in die Welt von Jacques Offenbachs Operette und dem weltberühmten Cancan.

Foto: WZ/Eppinger

Cancan, fliegende Röcke, nackte Beine, fantastische Oper und mitreißende Melodien: So kennt und liebt die Welt die Werke von Jacques Offenbach. Doch wer bringt heute den berühmten Komponisten noch mit seiner Geburtsstadt Köln zusammen. Sein Vater ruht auf dem jüdischen Friedhof in Deutz und mitten in der City wurde ein Platz nach ihm benannt, wo die Kölner seit geraumer Zeit ziemlich erfolglos versuchen, ihr neues Opernquartier zu eröffnen.

So wundert es auch nicht, dass die Bauarbeiter auf dem Platz Zeit haben, um dem Namen des Platzes auf den Grund zu gehen. Wer war denn noch mal dieser Offenbach und was hat er mit Köln zu tun. Ziemlich viel – das werden die Zuschauer beim Divertissementchen im kommenden Jahr im Staatenhaus in Deutz erfahren, wo die Kölner Oper derzeit ihr Interimsquartier bezogen hat.

Denn wer meint, Leib und Seele von Offenbachs Kompositionen stammen aus Paris, irrt gewaltig. Offenbach ist ein waschechter Kölner und das Handwerkszeug sowie die Inspirationen hat er natürlich in seiner Heimatstadt bekommen – wo auch sonst? Das zeigt das neue Stück von Lajos Wenzel für die Cäcilia Wolkenburg, die Bühnenspielgemeinschaft des Kölner Männer-Gesang-Vereins (KMGV) – es setzt dem kölschen Offenbach mit 150 Mitstreitern auf und hinter der Bühne ab dem 2. Februar ein Denkmal mit Gesang, Spiel und Tanz.

Die Geschichte: Jakob „Köbes“ Ernst lebt schon seit 22 Jahren in Paris, wo er sich Jacques Offenbach nennt. Doch der große Durchbruch in seinem eigenen Theater bleibt auch deshalb aus, weil er nur Einakter mit maximal drei Darstellern auf die Bühne bringen darf. Da hat der Traum von der großen Operette keine Chance.

Die Finanzen werden langsam knapp und Offenbach bekommt Druck von allen Seiten. Das Theater wird von der Paris Regierung dichtgemacht und seine Frau will zur Kur nach Bad Ems, um sich vom anstrengenden Lebensstil in der Metropole zu erholen. Und nur wenn Offenbach ein neues, wirklich geniales Stück vorlegen kann, bekommt er seine Bühne zurück. Da packt Offenbach seine Koffer und kehrt in seine Geburtsstadt zurück.

In Köln holt sich Offenbach die Inspirationen zum Welterfolg

Dort wird er von Inspirationen regelrecht überhäuft. Eine Aufführung im Puppentheater „Hänneschen“ über den „Lachenden Olymp“ bringt ihm die Idee zum „Orpheus in der Wunderwelt“. Im Brauhaus angekommen, improvisiert Offenbachenbach auf der Geige und schon verwandelt sich die Venengymnastik seiner Mutter in der Zinkwanne in den später weltberühmten Cancan.

So entsteht ein typisches Zillchen – humorvoll, frech und kölsch wie es Offenbach gut gefallen hätte. „Offenbach wird heutzutage in Köln etwas vernachlässigt. Dabei hat er doch solange in Köln gelebt wie Beethoven in Bonn. Seine Erfolge wären nicht ohne seine kölsche Kinderstube möglich gewesen und auch später ist Offenbach immer wieder an den Rhein zurückgekehrt. Bei uns ist Offenbach der Tausendsassa, der aus jeder Situation mit seinem Witz und seiner Musikalität das Beste macht. Wir zeigen, dass die Operette in Köln erfunden wurde“, sagt der Regisseur.

Es wird im Zillchen 24 Titel geben, in denen 68 Originalstücke verwoben worden sind – von Offenbach über Beethoven bis zu Piaf, Ostermann und den Fööss. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Tanz, für den der ehemalige Tanzoffizier der Blauen Funken und die Ex-Jungfrau, Jens Hermes, sowie Katrin Bachmann, ehemalige Regimentstochter der Ehrengarde, als erfahrene Choreographen zuständig sind. Hermes hat selbst im Ballett des Divertissementchens getanzt und freut sich nun auf Cancan & Co. „Für mich ist das, wie wieder nach Hause zu kommen. Wir haben ein tolles Team. An dem Cancan arbeiten wir schon seit Monaten. Am vergangenen Wochenende gab es ein Trainingslager für die Tänzer“, sagt Hermes.

Im Stück gibt es rund 400 Kostüme und fünf verschiedene Bühnenbilder – der wohl größte Aufwand bislang beim Divertissementchen. Die Bühnenbilder müssen im Staatenhaus von den „Wolkenschiebern“ von der Seite aus auf der Bühne positioniert werden.

Die Rolle von Jacques Offenbach übernimmt Baas Jürgen Nimptsch. Präsident Gerd-Kurt Schwieren ist im 50. Jahr im Ballett des Zillchens aktiv – er stand dort jedes Jahr als Tänzer auf der Bühne.

Service: Insgesamt gibt es für die Vorstellungen zwischen dem 2. Februar und dem 5. März im Staatenhaus 30.000 Tickets. Der Vorverkauf beginnt am 23. November unter anderem an der Theaterkasse der städtischen Bühnen am Offenbachplatz. Die Karten kosten zwischen 25 und 75 Euro und werden wie in den Vorjahren schnell vergriffen sein.