Hommage an ein Kölner Genie
20019 wird der 200. Geburtstag von Jacques Offenbach mit einem umfangreichen Kulturprogramm groß gefeiert.
Köln. Er galt in seiner Zeit als Teufelskerl und Höllenreiter, Rossini macht aus ihm den „Mozart der Champs-Élysées, heute würde man Jacques Offenbach wohl als Rockstar oder Lokalhero bezeichnen. Geboren wurde das musikalische Genie am 20. Juni 1819 am Großen Griechenmarkt in Köln — damals trug er noch den Vornamen Jakob — erst in Paris wurde daraus Jacques. Sein Vater Isaak Offenbach war Kantor in der Synagoge auf dem Platz, der heute den Namen der Familie trägt, und auf dem gerade das neue Opernquartier entsteht. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Deutz.
2019 wird der 200. Geburtstag von Jacques Offenbach unter dem Motto „Yes, we Cancan“ gefeiert. In seiner Geburtsstadt wurde gerade noch rechtzeitig die Offenbach-Gesellschaft gegründet, die von vielen prominenten Kölnern unterstützt wird. Sie koordiniert das Offenbach-Jahr und will damit in Köln an das Leben und das Werk erinnern. Der Stadt, in der der Weltstar der Musik etwas in Vergessenheit geraten ist. Gerade wurde die Website freigeschaltet, die alle Veranstaltungen und Informationen zum Jubiläumsjahr zusammenfasst.
Mit sieben Jahren lernte Offenbach Geige und entdeckte mit neun Jahren seine Leidenschaft für das Cello. Noch als Kind erlebte er die Anfänge des Karnevals und zog gemeinsam mit dem Vater und den Geschwistern durch Kaffeehäuser und Gaststätten, um mit Tanzmusik das Einkommen der Familie aufzubessern. Mit 14 Jahren wurde er mit seinem Bruder Julius nach Paris geschickt, um dort an einem berühmten Konservatorium Musikunterricht zu erhalten. Nach nur einem Jahr verdiente Offenbach als Cellist sein Geld an der Opéra-Comique in Paris.
In seine Geburtsstadt kehrte er regelmäßig bei Konzertreisen zurück. Später wurde er in Paris Kapellmeister und gründete sein eigenes Théatre des Bouffes-Parisiens an der Seine. Als Komponist waren die bis dato ungewohnte Leichtigkeit und die Eingängigkeit seiner Werke gepaart mit satirischer Gesellschaftskritik ein herausstechendes Merkmal. Zu den bekanntesten zählen „Orpheus in der Unterwelt“ mit dem weltberühmten französischen „Cancans“ und die Oper „Hoffmanns Erzählungen“ mit der „Bacarole“. Am 5. Oktober 1880 starb Offenbach in Paris.
Gefeiert wird das Jubiläumsjahr mit einem Programm aus Konzerten, Aufführungen und anderen Kulturveranstaltungen, die von verschiedenen Institutionen aus Musik, Theater, Tanz und Literatur in Köln und der Region beigesteuert werden. Es geht um das Jüdische genauso wie um die Kölner Wurzeln, um Vertrautes und Fremdes, um den Weltbürger und Europäer, um seine Leichtigkeit und um seinen Humor sowie um die Frage, wie Offenbach sich heute präsentieren würde. Es wird eine Offenbach-Praline genauso geben wie eine Offenbach-Straßenbahn, eine App und ein Buch zum Kölner Offenbach.
Das Offenbach-Jahr beginnt mit dem Neujahrskonzert „Offenbachiade“ des Gürzenich-Orchesters in der Philharmonie. Das Divertissementchen des Kölner Männer-Gesang-Vereins wird das Musikgenie in seinem neuen Stück im Staatenhaus würdigen und auch das Hänneschen-Theater widmet Offenbach eine eigene Produktion bei der Puppensitzung im Januar. Herzstück des Jubiläumsjahres ist die Geburtstagswoche im Juni 2019 auf und rund um den Offenbachplatz.
Die Oper im Staatenhaus ehrt Jacques Offenbach mit einer Reihe von Aufführungen im kommenden Jahr. Dazu zählt die Neuproduktion von „La Grande-Duchesse de Gérolstein“, die am 9. Juni Premiere feiert. Wiederaufgenommen werden „Hoffmanns Erzählungen für Kinder“ am 6. Januar in der Kinderoper. Uraufgeführt wird zudem im Juni 2019 „Je suis Jacques“ an der Spielstätte der Oper am Offenbachplatz. Das Stück versteht sich als Streifzug durch Offenbachs Operetten im Stile von „Dinner for One“. Dazu kommt eine Koproduktion der Opern in Köln und Straßburg.
Geplant sind außerdem die WDR-Gala „Operettenzauber“ mit dem WDR-Funkhausorchester und dem Rundfunkchor in der Philharmonie am 22. Juni. Es wird Musikpicknicks mit Jacques Offenbach in Schlössern und Parks geben. Das Historische Archiv, das die größte Sammlung zu Offenbach besitzt, plant eine Ausstellung unter dem Titel „Von Jakob zu Jacques“. Dazu kommen Podiumsdiskussionen und Vorträge wie der vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zum Thema „Eine kirchliche Perspektive auf Lachen und Humor“ am 18. Juni 2019 beim WDR.
Weitere Infos zum Offenbach-Jahr gibt es online unter:
yeswecan.koeln