Handwerkspreis in Köln Ex-Bundespräsident Joachim Gauck lobt NRW für „Kultur des Zutrauens“

Köln · Der frühere Bundespräsident Joachim Gauk lobt NRW bei einer Preisverleihung in der Domstadt. Er räumt jedoch ein, niemals „in die Tiefen des Glücks“ eintauchen zu können, das die Kölner bei ihrem Karneval empfinden.

Gauck scherzte bei seiner Dankesrede in Köln.

Gauck scherzte bei seiner Dankesrede in Köln.

Foto: Ulli Tückmantel

Präsidiale Woche für Andreas Ehlert: Nach dem Georg-Schulhoff-Preis für „First Lady“ Elke Büdenbender am Dienstag in Düsseldorf, am Freitag jetzt der „Europäische Handwerkspreis“ für Bundespräsident a.D. Joachim Gauck in Köln. Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf und der Dachorganisation Handwerk.NRW, lobte Gauck als eine Autorität, die helfen könne, den Wert der Freiheit besser zu verstehen.

„Für uns im Handwerk und für mich persönlich ist noch etwas anderes an Ihrer Lebensleistung besonders beeindruckend und wichtig. Sie haben nie zu denen gehört, die wirtschaftliche Freiheit als etwas Minderwertiges betrachtet haben. Sie verstehen wirtschaftliche Freiheit als integralen Bestandteil der Freiheit“, sagte Ehlert bei der Verleihung im Hansa-Saal des Historischen Rathauses in Köln.

Gaucks Autorität als Bundespräsident sei die „eines Bürgers unter Bürgern“ gewesen, so Ehlert: „Man darf sagen: Nicht das Amt hat Ihnen Würde gegeben, sondern Sie haben dem Amt Würde verliehen.“ Auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker lobte Gauck als „Vorbild im Wunsch nach Freiheit“. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) gratulierte dem Dachverband zu Gauck als Preisträger und betonte die Leistungen des Handwerks bei der Integration von Flüchtlingen. „Für mich eine der tollste Leistungen der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, die ohne das Handwerk nicht zu schaffen gewesen wäre“, sagte Pinkwart.

Sowohl Ehlert als auch Pinkwart erinnerten augenzwinkernd an Gaucks Plädoyer für realistische Politik-Erwartungen, als er über die Ostdeutschen der Wendejahre gesagt habe: „Sie träumten vom Paradies und wachten in Nordrhein-Westfalen auf.“ Ehlert: „Ich gebe zu, da muss man als Düsseldorfer erst einmal ein wenig schlucken.“ Gauck selbst hatte den Satz vor kurzem an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität noch einmal wiederholt.

Gauck scherzte in seiner Dankesrede, „eine ihm nahestehende Person“ habe vermutet, er bekomme den Preis nachträglich für seine Fähigkeit zu DDR-Zeiten am Trabant der Keilriemen zu wechseln. Zu seinem berühmten NRW-Zitat sagte Joachim Gauck, es bedeute „dort anzukommen, wo der Erfolg ist, und auch zu wissen, was Verlust ist.“ NRW zeichne eine „Kultur des Zutrauens“ aus, mit der das Land den Strukturwandel des gemeistert und es geschafft habe, dass „der Ungeist des Verdrusses nicht zum Charakteristikum wird“.

Er könne „niemals in die Tiefen des Glücks eintauchen, das die Kölner bei ihrem Karneval empfinden“, sagte der Bundespräsident a.D., „aber ich würde jederzeit gern hier im Exil leben, wenn ich müsste“. NRW und das Handwerk bedeuteten für ihn, so Gauck: „Hier leben und arbeiten Menschen miteinander, die sich konzentrieren auf das Machbare.“

Die Auszeichnung Gaucks fand im Rahmen der Tagung des Handwerksrat statt, die noch bis zum Samstag in Köln stattfindet. Die Dachorganisation mit Sitz in Düsseldorf vertritt rund 190.000 NRW-Handwerksunternehmen mit rund 1,1 Millionen Beschäftigten. Zum neuen Hauptgeschäftsführer von Handwerk.NRW wählte der Verband Prof. Hans-Jörg Hennecke (47), der der Geschäftsführung des Verbands bereits seit zwei Jahren angehört. Hennecke folgt am 1. Januar auf Josef Zipfel (65), der nun Ehrenmitglied des Handwerksrats ist.